Top of the Pops: Knappe
Nicht nur seinem Körper verlangt Alexander Knappe einiges ab. Auch an sein neues Album „Knappe“ hat er hohe Ansprüche.
Alexander Knappe, vielleicht erstmal etwas Grundlegendes: Wie hast du als Musiker die vergangenen anderthalb Jahre erlebt?
Alexander Knappe: Ich habe gelernt, mit Krisen umzugehen, indem ich einen Gang nach vorne schalte. Ich habe im ersten Lockdown ein fünfwöchiges Autokino-Festival in meiner Heimatstadt Cottbus auf die Beine gestellt. Parallel habe ich versucht, an meinem neuen Album zu arbeiten und den Lockdown zu überleben.
Wie hast du das angestellt?
Knappe: Ich habe trainingsmäßig nochmal ein Level nach oben gesetzt. Vor drei Wochen war ich in Griechenland und habe da weiter an den neuen Songs geschrieben. In der Zeit bin ich jeden Tag einen Riesenberg hochgelaufen. Vor einer Woche dann, beim Fußballtraining, hat sich das bemerkbar gemacht: Ich bin weggeknickt und auf die Schulter gefallen – die ist jetzt auch im Arsch. Aber ich ziehe das noch durch, bis mein Album rauskommt. Vier Konzerte habe ich noch, und dann werde ich in sechs Wochen operiert.
Ein ganz schönes Programm. Brauchst du die Beschäftigung als Ausgleich?
Knappe: Absolut. Ich komme oft an den Punkt, wo ich die Musik satt habe. Die Momente dürfen auch mal da sein – aber nicht zu oft. Wenn ich den ganzen Tag nur Musik mache und nichts anderes, dann wird das Endergebnis nicht gut.
Was uns zu deinem neuen Album bringt: Du wolltest einen Neuanfang wagen. Wie hat das ausgesehen?
Knappe: Ich habe bisher alle meine Projekte mit meinem „Entdecker“ Kai Oliver Krug gemacht. Das wollte ich aufbrechen. Deshalb habe ich zum Beispiel extra ein Songwriting-Camp gemacht, wo ich fünf Tage lang mit richtig guten Songwritern an meinen Texten gearbeitet habe.
Hat es einer der Songs aus diesem Camp auf das Album geschafft?
Knappe: Ja, „Mama“. Einige Textzeilen davon lagen schon seit sechs Jahren rum, aber ich habe mich nicht getraut, den Song zu schreiben. Ich habe kein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. Mit dem Song will ich ihr die Hand reichen.
Wie geht Alexander Knappe damit um, etwas so Persönliches in einem klassischen Popsong zu verpacken, der auf die Charts zielt?
Knappe: Ich weiß, dass es auch Gefahren birgt, Musik so zu machen wie ich. Das wird schnell zu emotional oder zu kitschig. Mir ist das aber nicht peinlich, damit auf die Bühne zu gehen. Das ist wichtig: Wenn die Leute merken würden, dass ich das nicht ernst meine, dann würde mir das um die Ohren fliegen.
Ist das für dich die Stärke der Popmusik: etwas Persönliches zugänglich zu machen?
Knappe: Ich liebe Popmusik, und ich liebe Songs, die jeder verstehen kann. Ich versuche immer, möglichst viele Menschen mit meiner Musik zu erreichen, und bin immer auf der Suche nach dem Song, den die ganze Nation hört. Den Anspruch hab ich für mich. Ich bin nicht Bob Dylan, das werde ich nie sein – und das will ich auch nicht sein. Wenn ich einen Song schreibe, dann will ich schon, dass alle den geil finden.