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Knorkator über „Weltherrschaft für alle“: Unkraut vergeht nicht

Knorkator: Die Metal Band aus Berlin released am 12. September ihr neues Album
Knorkator: Die Metal Band aus Berlin released am 12. September ihr neues Album (Foto: Tino Pohlmann)

Am 12. September erscheint das neue Album der Berliner Metaller Knorkator – Politik ignorieren sie nicht länger und fordern gleich mal obligatorische Drogentrips

Alf, Stumpen, seit eurem letzten Album „Sieg der Vernunft“ greift ihr zunehmend auch politische Themen auf. Das setzt sich nun auf eurem aktuellen Album „Weltherrschaft für alle“ fort.


Alexander „Alf Ator“ Thomas: Früher haben wir Politik absichtlich vermieden, weil sie uns zu kurzlebig war. Ich wollte nicht, dass irgendjemand in 300 Jahren unsere Lieder hört und damit nichts mehr anfangen kann. Themen wie Körperflüssigkeitenaustausch sind hingegen ewig und werden auch in 1 000 Jahren noch aktuell sein. In den letzten Jahren hat die Politik allerdings immer mehr Einfluss auf unser aller Leben gehabt. Es war demnach keine bewusste Entscheidung, politischer zu werden, wir schreiben bloß über das, was uns bewegt.

Gero „Stumpen“ Ivers: Und eigentlich ist jedes Album politisch. Selbst wenn sich zwei Leute streiten, ist das eine Art von Gedanken- und Meinungsaustausch, den man auch als Politik werten könnte. Aus den kleinsten Meinungsverschiedenheiten entsteht die größere Politik.

Welche Rolle spielen dann banalere Songs wie etwa „Unkraut“? Ein Gegengewicht?


Alf Ator: „Unkraut“ ist eher ein Hinweis, dass es in manchen Gesellschaften das Nutzgemüse und das Unkraut gibt, und eine spezifische Art, wie damit umgegangen wird.


Und wer ist dieser „Feind“, von dem ihr in dem Song singt?


Alf Ator: Das kann jeder für sich interpretieren. (lacht) Es gibt die Leute, die auf Linie sind und das machen, was der große Boss will: in Reih und Glied stehen, angebaut werden, nicht aus der Reihe tanzen. Die werden gepflegt, versorgt und haben ein gutes Leben, bis sie dann geerntet und gefressen werden. Und dann gibt es die, die einfach machen, was sie wollen – und die werden bekämpft.


Ihr seid also das Unkraut?

Stumpen: Unkraut hat doch immer auch eine abwertende Assoziation, dabei ist es manchmal sogar wichtiger als das in Reih und Glied sortierte Gemüse. Heilkräuter werden nicht angepflanzt, sondern wachsen einfach. Sie werden auch oft von unwissenden Leuten als Unkraut bezeichnet. Und ich bin lieber das Unkraut. Alfi, du?

Alf Ator: Auf jeden Fall! Nur wenn wir versuchen, ein Album zu verkaufen, bin ich gerne auch mal Gemüse. Also verkleiden wir uns manchmal als Gemüse, um als Unkraut erfolgreich zu sein.


Mit „Ich verachte Jugendliche“ geht ihr die Jugend und ihren Leichtsinn hart an. Gleich danach folgt der Song „DMT“, in dem ihr einen Trip auf der gleichnamigen Droge besingt. Wer ist hier nun leichtsinnig?


Alf Ator: Eine ernste Kritik an Jugendlichen war das nie. Vielmehr eine Anhäufung von Dingen, die Erwachsene so über sie sagen. Die Sorglosigkeit, mit der Jugendliche dem Leben begegnen, ist ja wunderbar. Der Slogan „Ich verachte Jugendliche“ wird bei unseren Konzerten dann auch von unseren Kindern gesungen: von Stumpens Tochter und meinem Sohn. Und zu „DMT“: Ich mache einen großen Unterschied zwischen süchtig machenden Drogen und Psychopharmaka. Die eröffnen neue Sichtweisen und blasen einen etwas verstockten Geist auch mal völlig frei – diese Erfahrung wünsche ich jedem auf der Welt. Wenn ich Präsident wäre, würde ich ein Gesetz erlassen, das besagt, dass jeder Jugendliche mit 25 Jahren unter Aufsicht eines Fachmannes einen psychedelischen Trip machen sollte.

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