Königin Lear: Schauspiel Frankfurt
Shakespeare in der Bankenkrise: die Frankfurter Uraufführung „Königin Lear“
Manch einer hatte sich gewünscht, dass Kay Voges als Nachfolger von Oliver Reese Intendant in Frankfurt wird. Der Dortmunder Schauspielchef hatte sich vor eineinhalb Jahren mit einer multimedial aufgemotzten „Endstation Sehnsucht“ für die 2017 zu besetzende Stelle empfohlen, wurde dann allerdings nicht berücksichtigt – nächster Intendant wird Anselm Weber, der derzeit in Voges’ Dortmunder Nachbarschaft, in Bochum, vergleichsweise unspektakuläres Stadttheater macht.
Es ist aber nicht so, dass Voges fortan beleidigt ist und Frankfurt links liegen lässt – immerhin verantwortete er die Spielzeiteröffnung im Schauspielhaus. Die Deutschsprachige Erstaufführung von Tom Lanoyes „Königin Lear“ ist eine Überschreibung von Shakespeares „King Lear“, inclusive Verschiebung der Handlung aus dem Adelsumfeld der Vorlage in den heutigen Spätkapitalismus und Geschlechtswechsel. Dass der belgische Dramatiker solche Überschreibungen beherrscht, hat er schon mit Stücken wie „Schlachten!“ (nach Shakespeares „Rosenkriegen“) und „Mamma Medea“ (nach Euripides) bewiesen, freilich hat Voges noch keine Erfahrung mit Lanoye.
Wobei dem Regisseur der Stoff leicht fallen dürfte – in Dortmund jedenfalls beweist er große Vielseitigkeit und nimmt sich kunstvoll zerhackte Klassiker so leidenschaftlich vor wie Uraufführungen und Dramatisierungen von Buch- und Filmstoffen.