Konzerthaus Dortmund liefert neue Erkenntnisse über Ansteckungsgefahr
Harter Lockdown wie erwartet verlängert und das mit weitreichenden Folgen für die gesamte Wirtschaft. Noch mehrere Wochen heißt es abwarten und hoffen, dass sich die Lage beruhigt.
Bald ist es schon ein Jahr her, dass Konzerthäuser prall gefüllt waren und das Coronavirus noch keinen Schatten über Kulturbetriebe legte. Bilder, wie die beim Neujahrsempfang im Konzerthaus Dortmund gehören jedoch noch immer der Vergangenheit an – was die Zukunft bringt, kann noch immer niemand abschätzen. Lange hatte man gehofft, dass sich im Jahr 2021 alles etwas normalisiert und Konzerthäuser ihre Pforten für Besucher unter Auflagen wieder öffnen dürfen. Lange wurde dafür an Entwürfen für Hygiene- und Lüftungskonzepten gearbeitet, doch wirklich genutzt, hat es bisher niemandem etwas.
Konzerthaus Dortmund könnte alles ändern
Das Konzerthaus Dortmund hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut neue Erkenntnisse gebracht. Ist deshalb schon bald wieder der Publikumsverkehr in kulturellen Einrichtungen möglich? Die Hoffnung scheint jetzt wieder aufzukeimen, denn die Corona-Studie untersuchte als erste die Infektionsgefahr mit Sars-CoV-2 in Konzerthäusern und Theatern. Dortmund hat das Fraunhofer-Institut damit beauftragt, gemeinsam mit der Messtechnik-Firma ParteQ die Ausbreitung von Aerosolen und CO2 im Saal zu messen.
Das bedeutet: Wenn jemand spricht, hustet oder niest, werden unterschiedlich große Tröpfchen und Aerosole in die Luft übertragen, die natürlich auch potenzielle Viren enthalten können. Wie genau diese Tröpfchen sich jedoch verhalten und unter welchen Bedingungen sie sich schließlich verbreiten, das untersuchte diese Studie genauer. Dadurch soll die Ansteckungsgefahr mit dem Virus besser zu beurteilen sein und eine Grundlage für weitere Konzepte darstellen, um den Kulturbetrieb wieder starten zu können.
Alle Beteiligten Instanzen kamen aufgrund der Messungen zu dem Schluss, dass eine Übertragung in einem Konzertsaal durch Aerosolübertragung nahezu ausgeschlossen werden kann. Das ist vor allem der zentralen Lüftungsanlage sowie dem Tragen einer Maske geschuldet. Theoretisch – und das war ebenfalls Teil der Auswertung – könnte der Saal sogar unter Vollbesetzung eröffnen, jedoch empfiehlt die Studie lediglich ein Ausschöpfen der halben Saalkapazität, da das Foyer und die Zuwege zum Saal nicht in die Bewertungen mit eingeflossen sind.
Lüftungskonzepte zwingend erforderlich
Wie die Studie gezeigt hat, sind Lüftungsanlagen zwingend erforderlich, um die Sicherheit aller im Saal zu gewährleisten. Das Virus verbreitet sich am ehesten in geschlossenen Räumen, in denen Klimaanlagen die verbrauchte Luft weiter umherwirbeln. Sollten die Anlagen vorher für ein angenehmes Wohlfühlklima während der Aufführung sorgen, rückt nun der gesundheitliche Aspekt in den Vordergrund, weswegen bestehende Anlagen um- und aufgerüstet werden. Für öffentliche Einrichtungen stellt der Bund für diese Verbesserungen Hilfen in Höhe von gesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung, private Häuser sind davon ausgenommen.
„Eine Klimaanlage ist keine Keimschleuder mehr, denn diese sind heutzutage mit speziellen Filtern ausgestattet, welche die Luftqualität verbessern“, sagt Thorsten Plüsch, Klimaexperte vom Online-Magazin LUFTKING.DE: „Diese filtern sowohl aus der Außenluft Allergene sowie Feinstaub heraus und verstärken die Abfuhr von CO2 und sonstiges Substanzen aus dem Innenraum. Zu achten ist darauf, dass die Anlage mit einem großen Frischluftanteil und geringem Umluftanteil arbeitet.“ Ist die Zufuhr von Frischluft über die Anlage nicht möglich, sollten Systeme mit zusätzlichen Filterstufen für Hochleistungswebstoff-Filter (HEPA) verbaut werden. Diese sind jedoch vergleichsweise teuer.