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Kopfecho: Früher war alles besser?

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(Foto: Kopfecho)

Kopfecho sind lieber auf der Bühne als auf TikTok. Trotzdem lassen sie sich nicht von Nostalgie blenden.

Amy, Sebi, euer neues Album heißt „Zusammen allein“. Warum?

Amy Vialon: Auf „Zusammen allein“ sind viele Texte sehr persönlich, und ich hoffe, wir unterstützen damit, dass man mehr über Gefühle spricht. Oft möchte man nicht zeigen, wie es einem geht, weil man nicht verletzlich sein möchte, aber Gefühle zu zeigen, ist eine Stärke. Das muss ich auch noch lernen.

Auf „Stille“ zeigst du diese Verletzlichkeit.

Vialon: Ich wurde in der Schule krass gemobbt und habe immer noch Probleme damit, offen zu reden. Ich frage mich immer, was die anderen von mir denken, da ich früher oft wegen meiner Worte ausgelacht wurde. Ich finde es schön, dass ich in der Musik meine Geschichte erzählen kann.

„Deine Liebe nicht“ behandelt Sexismus. Wie ist das eigentlich in der Musikbranche?

Vialon: Als ich vor zehn Jahren auf der Bühne gestanden habe, sind Rufe wie „Zieh dich aus“ gekommen. Das gibt es nicht mehr bei uns. Man merkt, dass man als Frau heute den Mut aufbringen kann, nein zu sagen. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so.

Sebi Stauffert: Aber ich glaube, dass die Musikszene ein großes Problem mit Sexismus hat. Uns wurde schon gesagt, dass wir ohne Sängerin eher für ein Festival gebucht werden würden. Man denkt, die Punk- und Rockszene sei offen, aber sobald es um Kohle geht, sind es immer noch die alten, reichen, weißen cis Männer, die das Sagen haben.

In „HDMDF“ habt ihr über den Rechtsruck in Deutschland geschrieben. Was wünscht ihr euch von der Politik?

Stauffert: Die AfD ist stark auf TikTok. Sie spricht die jungen Leute mit einfachen Worten an. Mir ist klar, dass ein 17-Jähriger da sein Kreuz macht, von den anderen bekommt er nichts mit. Mein Wunsch wäre, dass die anderen Parteien es hinbekommen, Social Media zu verstehen und die jungen Leute zu erreichen.

Wie geht es euch damit, dass Social Media generell so eine große Rolle spielen?

Vialon: Ich finde es schrecklich. Ich bin Musikerin geworden, um unsere Musik auf der Bühne zu zeigen, und nicht, um jeden Tag TikToks zu machen. Aber man macht das natürlich, weil man traurigerweise nur noch so etwas erreichen kann.
Stauffen: Ein Label hat mir neulich gesagt, dass es zu 50 Prozent um die Songs und zu 50 Prozent um Social Media geht.

Ihr seid in den 90ern und 2000ern aufgewachsen. Was vermisst ihr an dieser Zeit – oder gerade nicht?

Vialon: Was ich nicht vermisse, ist die Unerfahrenheit. Man konnte mit vielen Situationen noch nicht so umgehen wie heute. Aber jung und frei zu sein, ist einfach das Schönste. Auch wenn man Scheiße erlebt hat, ist man immer zusammen da durch.

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