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Kristin Hersh

Wir Fans betrauern weiterhin das Ende der Throwing Muses. Aber es gibt einen Ausgleich: Kristin Hershs Soloalben, die sie eher in noch rascherer Folge herausbringt. Soeben fertiggeworden: „Sky Motel“ (4AD/ Rough Trade), eine weitere Kollektion melancholischer Songperlen.

KULTUR!NEWS: Kristin, deine Songs, sagtest du, verlangten immer von dir, geschrieben zu werden. Ist das noch so?

Kristin Hersh: Die Songs kamen immer, ich mußte sie nur noch aufschreiben; wenn nicht, wurden sie lauter und lauter. So laut, daß ich irgendwann nicht mehr verstehen konnte, was Leute um mich herum sagten. Als sie aufhörten, war ich froh, aber irgendwann fiel mir ein, daß ich auch noch einen Plattenvertrag zu erfüllen habe. Also habe ich angefangen, Songs mit Absicht zu schreiben, und das habe ich genossen. Es ist allerdings immer noch so, daß es in den Songs etwas gibt, was schlauer, besser und hübscher ist als ich selbst.

K!N: Du bist mit deiner Familie aus Kalifornien wieder weggezogen. Hat sich die Inspiration durch die Prärie irgendwann von selbst erledigt?

Hersh: Ich liebe das Gegensätzliche an Kalifornien: so viel leerer Raum und so viele große Städte, so viel uralte indianische Geschichte und so zugemüllt mit Popkultur, Schönes und Häßliches untrennbar zusammen.Wir wären auch da geblieben, aber mein Sohn Dylan, der nicht bei uns lebt, brauchte uns stärker in seiner Nähe. Also sind wir nach Providence, Rhode Island, gezogen; eine nette kleine Universitätsstadt, wo wir eine nette kleine Villa gemietet haben. Wir vermissen Kalifornien, aber du beschwerst dich nicht, wenn das Wohl eines deiner Kinder auf dem Spiel steht.

K!N: Hat das Leben als Musikerin immer noch die Fasziniation von früher?

Hersh: Schon: Manchmal kann ich gar nicht glauben, daß ich dafür bezahlt werde, Musik zu machen, und dann gibt es wieder Tage, wo ich denke, kein Geld der Welt könnte diese furchtbare Arbeit wert sein.

K!N: Sind die Touren auch nach den Throwing Muses solch familiäre Angelegenheiten?

Hersh: Ja, denn wir stellen Musiker nach ihrem Sinn für Humor ein. Sinn für Humor impliziert Intelligenz, impliziert Freundlichkeit und guten Geschmack, und es bedeutet, daß sie sich darauf einlassen, nichts Abgeschmacktes zu spielen, nichts, was es schon vorher gegeben hat.

Interview: Rolf von der Reith

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