„Ku’damm 63“: Tanzend durch die 60er
Tanzstunde in Berlin: Das ZDF geht mit „Ku'damm 63“ in die dritte Staffel seiner Serie – die 1960er-Jahre sind dran.
Na, das geht ja schön los in der dritten Staffel der Westberliner Nachkriegsserie „Ku’damm 63“! Ein verkohlter Weihnachtsbraten und ein plötzlich auf der Straße auftauchender Bus kurz vor der Pommesbude lassen das 1962er-Weihnachten der Schöllacks im Krankenhaus enden. Doch da das Leben weitergehen muss und das Jahr 1963 die Tanzschule mit neuen Herausforderungen konfrontiert, halten südamerikanische Tänze Einzug in den Tanzsaal. Die Serie „Ku’damm 63“ ist nach dem ARD-Mehrteiler „Charité“ ein weiterer Blick durch die Berliner Lupe in die deutsche Vergangenheit, nur diesmal eben im Westen der Stadt und ein gutes Jahr nach dem Bau der Mauer.
Helgas Mann Wolfgang von Boost bringt als Staatsanwalt junge schwule Männer hinter Gitter, Evas gewalttätiger Mann Dr. Jürgen Fassbender wird von seiner Frau erpresst, und Monikas Mann Joachim (Sabin Tambrea) hat eh einen an der Waffel und sie außerdem in der vorigen Staffel vergewaltigt. Nur gut, dass Caterina (Claudia Michelsen), die Mutter und Unternehmenschefin, Fritz (Uwe Ochsenknecht) wieder trifft, ihren alten Geliebten. Uwe Ochsenknecht bildet außerdem die Brücke zur ARD-Serie „Charité“: Dort gibt der Schauspieler den Gynäkologen Helmut Kraatz.
Eine kurze Entwarnung am Rande: Der ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 63“ ist in seiner Handlung nicht so trivial, wie es hier anklingt und wie die 1960er in bürgerlichen Kreisen offensichtlich gewesen sind. Vor allem aber ist die Konstellation interessant: Vier Frauen sind die Betreiberinnen einer Tanzschule, der Einrichtung schlechthin, die noch lange in der Nachkriegszeit mit ihren Benimmregeln den jungen Menschen die Fesseln des gesellschaftlichen Lebens anlegten. Wie Helga, Eva und Monika einerseits das Unternehmen betreiben und andererseits in jeder Sekunde um Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Freiheit kämpfen – das macht die Dialektik dieser Serie aus. Vor diesem Hintergrund sind alle Taten der in die Familie Schöllack eingeheirateten Männer Staffage für die eigentliche Handlung, die sich im Kosmos des Frauen-Quartetts abspielt und ein Abbild der BRD-Nachkriegszeit sein soll. jw