Kulturfonds Frankfurt RheinMain: „Zurücklehnen ist verboten“
Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain will die Attraktivität des Kulturraums Frankfurt Rhein-Main erhöhen. Das gelingt ihm jeden Tag aus Neue – findet Geschäftsführerin Karin Wolff.
Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain wurde 2007 gegründet zugunsten der Einwohnerinnen und Einwohner, der Kultureinrichtungen vor Ort, und um die Attraktivität des Kulturraums Frankfurt Rhein-Main zu erhöhen. Würden sie nun, ein paar Jahre vor dem 20. Jubiläum, sagen: Das haben wir erreicht und erreichen es weiterhin?
Karin Wolff: Der Kulturfonds war 2007 wichtig, und er wird jeden Tag wichtiger. Die Kunst und Kultur in einem regionalen Bereich, in dem sich Menschen real begegnen können, ist unverzichtbar für das gesellschaftliche Zusammenleben und die nötige Auseinandersetzung, für die Gestaltung von Freiheit und als wunderbares Ziel in der Freizeit. Eine Region besteht nicht nur aus Infrastruktur und Arbeitsplätzen. Künstlerische Exzellenz an großen und kleinen Orten auf die Bühne, in die Ausstellungsräume zu bringen, stärkt unseren Lebensraum. Wie oft, wenn ich unterwegs bin, sagt der Veranstalter: Wenn es den Kulturfonds nicht gäbe, müsste er dringend erfunden werden!
Der Kulturfonds fördert Projekte aus den Bereichen Bildende Kunst und Installation, Film und Fotografie, Literatur, Musik, Performance, Tanz und Theater. Wenn ich tippen musste, würde ich sagen: Aus der Musik kommen die meisten eingereichten Kulturprojekte.
Muss ich bestreiten. Wir sind tatsächlich breit in allen Feldern und sogar in verschränkten, interdisziplinären Bereichen unterwegs. Bei der Musik achten wir besonders darauf, dass das Projekt entweder eine Reihe ist oder an mehreren Orten trägt. Tatsächlich aber haben wir zu den großen Musikveranstaltungen eine große Breite von Ausstellungen, eine geordnete Folge von Fototagen, eine vielfältige internationale Filmlandschaft, die Tanzplattform, vielstimmige Literaturfestivals, Festspiele und eine sehr ausdifferenzierte Theaterlandschaft in unserem „Portfolio“. Und dazu beteiligen wir uns als Partner engagiert an der Vorbereitung zu World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026.
Kulturfonds Frankfurt RheinMain: Qualität und Quantität ausgewogen bedienen
Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche ist ihnen ebenfalls eine Herzensangelegenheit. Sie scheint heute wichtiger denn je. Wie begegnen sie dem?
Jugendliche sollen nicht nur konsumieren, sondern handeln – Angebote sollen kein unverbindlich kurzes Projekt sein, sondern Prozesse über ein Schuljahr möglich machen: Das ist unser Projekt „kunstvoll“! In allen Sparten, auch übergreifend arbeiten Schüler:innen mit Kunstschaffenden und Lehrkräften gemeinsam und präsentieren anschließend das Erreichte. Wir spüren, wie wichtig das für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Entfaltung von Fähigkeiten ist. Wer in Kindheit und Jugend der Kultur intensiv begegnet, geht ihr auch später nicht verloren.
Sie fördern, kurz gesagt, was qualitativ herausragend ist, die Strahlkraft der Region fördert und die Zusammenarbeit der kulturellen Einrichtungen stärkt. Ich vermute mal, sie bekommen sehr viel mehr Einreichungen als sie fördern können, oder?
In der Tat können wir nicht alle Anträge fördern, aus Gründen der Qualität oder der Quantität. Wir sind in der täglichen Verantwortung, beiden Prinzipien ausgewogen zu folgen, von Seligenstadt bis Lorch am Rhein und von Bad Vilbel bis Darmstadt. Menschen kommen in die Region, weil sie das Geförderte erleben wollen, und auch mit Eigenveranstaltungen sorgen wir dafür, dass in kleineres Orten Überraschendes passiert. Derzeit haben wir zum Beispiel eine 24-teilige Reihe von Veranstaltungen zum Thema Wald in unseren Mitgliedskreisen, die wegen des großen Zuspruchs auf 2025 verlängert wird.
Die Gesamtzahl der bisher geforderten Projekte seit 2008 belief sich Ende 2023 auf 1002 Stück, mit einer Fördersumme von 82,4 Millionen Euro. Sind sie damit zufrieden oder sagen Sie: In Zukunft geht noch mehr?
Mit Quantität allein sind wir natürlich nicht zufriedenzustellen. Wir erfüllen unsere Aufgabe dadurch, qualitativ Gutes möglich zu machen, das sonst oft nicht stattfinden könnte. Wir helfen, es sichtbar zu machen über den Ort und die Region hinaus, wir vernetzen Menschen und Gruppen, die oftmals wenig voneinander wussten oder wollten. Diese drei Dinge – die sind erfüllend und jeden Tag eine neue Herausforderung. Zurücklehnen ist verboten. Und mit alldem erfüllen wir die Erwartungen unserer Träger, der Städte und Kreise der RheinMain-Region und des Landes Hessen.