Kulturgut Teppich: zwischen Kunstwerk und Alltagsgegenstand
Der Teppich unter unseren Füßen erscheint uns heute als Selbstverständlichkeit.
Teppiche gibt es schließlich in jedem Möbelhaus haufenweise. Wenn es sich nicht gerade um ein Designerstück oder eine Antiquität handelt, messen wir dem textilen Bodenbelag keinen besonderen Wert mehr bei.
Sich einmal gründlicher mit dem Thema Teppich auseinanderzusetzen, kann aber durchaus unterhaltsam sein und neue Perspektiven eröffnen.
Die lange Geschichte des Teppichs
Wer verstehen will, warum der Teppich ein besonderer Bodenbelag ist, muss mit einem Blick in seine Geschichte beginnen. Die Ursprünge des Teppichs liegen schon sehr weit zurück. Als der Mensch begann Fasern zu bearbeiten und zu nutzen, kam auch der Teppich auf. Schon vor über 10.000 Jahren stellten Nomadenvölker fest, dass zu Filz verarbeitete Wolle ein angenehmes Polster für den Zeltboden abgab.
Mit der Knüpftechnik wurden die Teppiche immer kunstvoller. Die langwierige Herstellung und die aufwendigen Muster und Farbspiele machten Teppiche im Laufe der Zeit zu begehrten Wertgegenständen, die oft nicht nur den Boden polsterten, sondern auch die Wand schmückten.
Zentrum der Teppichkunst war dabei zunächst der Orient. Ab dem 11.Jahrhundert fanden die dort hergestellten Teppiche auch ihren Weg nach Europa, wo sie wertvolle Statussymbole waren. Das galt insbesondere für purpurfarbene Teppiche, da der benötigte Farbstoff rar und schwer zu gewinnen war. Nicht umsonst rollt man auch heute noch den Ehrengästen den roten Teppich aus.
Teppichmanufakturen entstanden im Laufe der Zeit auch in Europa. Insbesondere in Frankreich produzierte man prunkvolle Teppiche, die unter anderem den Versailler Palast des Sonnenkönigs Ludwig XIV. schmückten.
Erst mit der Erfindung des mechanischen Webstuhls 1786 konnten sich Teppiche langsam zu einer Ware entwickeln, die auch für weniger wohlhabende Menschen erschwinglich war. Die Nachfrage war groß und die Webereien entsprechend zahlreich.
In den 50er Jahren kam schließlich das Tufting-Verfahren auf, bei dem Fäden in ein Trägermaterial eingenadelt werden. Die Produktion wurde damit noch schneller und preisgünstiger und der Teppichboden endgültig für jeden erschwinglich.
Mehr als nur ein Bodenbelag
Der Teppich war immer auch Ausdruck des Zeitgeschmacks. Egal ob Jugendstil, Bidermeier oder Bauhaus, der Teppich ging mit der Mode. Heute ist der Teppichmarkt so vielfältig wie nie. Pflegeleichte Bodenbeläge wie Fliesen und Laminat machen dem Teppich zwar Konkurrenz, doch ganz wollen wir auf das weiche Gefühl unter den Füßen offenbar nicht verzichten.
Ein Blick auf die Angebote der Fachhändler zeigt: Teppiche gibt es für drinnen und draußen in zahllosen Varianten und Designs. Es gibt sie getuftet, gewebt und in Handarbeit geknüpft je nach Geschmack und Geldbeutel.
Manchmal ist der Teppich dabei immer noch ein exklusiver Wertgegenstand, die Regel ist das allerdings nicht mehr. Trotzdem verkörpert der Teppich Wohnlichkeit und Gemütlichkeit und hat nach wie vor auch eine schmückende Funktion.
Aber der Teppich ist nicht nur ein Einrichtungsgegenstand. Spätestens wer einmal die Gelegenheit hat die aufwendig gestalteten Bildteppiche des Mittelalters in einem Museum zu betrachten, kann nicht mehr leugnen, dass der Teppich auch Kunst sein kann. Seine lange Geschichte macht ihn auch zum Bedeutungsträger. Und das macht ihn oft auch zum Thema für die zeitgenössische Kunst und zu einem literarischen Motiv.
Der scheinbare Alltagsgegenstand unter unseren Füßen kann also eine ganze Menge mehr als nur gemütlich sein.