kulturnews Stuttgart
Das Beste aus den nächsten zwei Wochen: Theater, Klassik, Konzerte und Entertainment
Konzert
Lisa Stansfield
Ihre Bühnenpräsenz ist magnetisch, ihre Stimme ein extrem vielseitiges Instrument: Lisa Stansfield ist noch immer eine der ganz Großen. In diesem Jahr wird „Affection“, das erste Soloalbum der Britin, 30 Jahre alt. Mit fünf Millionen Verkäufen war das Album damals auf Anhieb ein Hit und hat Stansfield zu einer Souldiva von Weltrang gemacht. Insbesondere die Single „All around the World“ schlug ein wie eine Bombe – und wurde nur ein paar Jahre später von Barry White gecovert, der eigentlich eins von Stansfields Idolen ist. Wenn sie jetzt zum Jubiläum auch nach Deutschland kommt, sollten Fans sich beeilen: Stansfields letzte Tournee war nämlich sehr schnell ausverkauft.
Feierabendhaus Ludwigshafen | 19. 11., 20 Uhr
Tickets gibt es bei eventim.
Bühne
Schäfchen im Trockenen
Für ihren letztes Jahr erschienenen Roman „Schäfchen im Trockenen“ gewann Anke Stelling kürzlich den Hölderlin-Preis und den Preis der Leipziger Buchmesse, nun bringt die Regisseurin Sabine Auf der Heyde den Roman auf die Bühne des Stuttgarter Kammertheaters. Ein Freundeskreis rückt in die bürgerliche Mitte – dabei waren sie einst idealistische Jugendliche. Nun sind sie Mitte 40, finanziell gesichert, leben in Eigentumswohnungen, fahren SUVs. Nur eine von ihnen bleibt zurück: Resi hat vier Kinder und ist als mäßig erfolgreiche Schriftstellerin heilfroh darüber, in der Altbauwohnung eines befreundeten Paares zu wohnen – bis diese sie rauswerfen. Anke Schelling stellt die Frage nach den Idealen der 68er-Generation: Wo sind sie heute, wie bewusst sind sie sich der Tatsache, dass sie ihre Überzeugungen nach und nach aufgegeben haben, und inwiefern sind Freundschaften auf Klassenverhältnissen gegründet?
Kammertheater 16.–21. 11.
Klassik
Mikhail Timoshenko & Elitsa Desseva
Letztes Jahr gewannen der Sänger Mikhail Timoshenko und seine Pianistin Elitsa Desseva den ersten Preis beim elften internationalen Wettbewerb für Liedkunst in Stuttgart. Dabei war bereits ihr Programm für den Wettbewerb dramaturgisch wie ein Konzert aufgebaut – von der ersten bis zur letzten Runde. Die Erfahrung des Wettbewerbs habe ihrem Spiel eine neue Authentizität verliehen, hat Desseva kurz nach ihrem Sieg gesagt. Ideale Voraussetzung für die nun folgende wohlverdiente Ehrenrunde.
HMDK 21. 11., 19.30
Entertainment
Johann König
Wer Comedian Johann König reden hört, fragt sich unweigerlich: Ist der nervös, hat er den Stimmbruch verpasst oder müsste er sich einfach mal räuspern? Nichts von alledem ist wohl der Fall, denn der 46-Jährige hat seine brüchige Stimme längst zum Markenzeichen gemacht und weiß, wie er das Publikum mit seiner schrulligen Eigenart bestens unterhält. Sein neues Programm, das er passenderweise „Jubel, Trubel, Heiserkeit“ getauft hat, widmet er nicht nur seiner Sprechweise. Er fragt sich darin als dreifacher Vater auch gewohnt analytisch und mit einem Hauch Poesie, ob man als Elternteil die Verantwortung für die Zukunft seiner Kinder übernehmen muss, wenn sie durch ihren enormen Fleisch- und Gummistiefelbedarf die Ressourcen des Planeten selbst frühzeitig verbrauchen.
Scala Ludwigsburg 20. 11., 20 Uhr
Kunst
Boris Mikhailov
Fotografien haben eine spezielle Macht. Trotz üppigem Bearbeitungspotenzial haftet ihnen der Charakter der Beweiskraft an. Das wusste auch die ehemalige Sowjetunion. Der ukrainische Fotograf Boris Mikhailov hielt mit seiner Kamera den Alltag seiner Heimatstadt Charkow fest – mit allen Realitäten, denen er begegnete. In seiner Serie „Case History“ zeichnete er mit der gnadenlosen Ablichtung von Obdachlosen, armen und kranken Menschen das Bild eines zerfallenden Staates. Neben Reportagen und banalen Schnappschüssen inszenierte Mikhailov manche Menschen, darunter auch Freunde oder sich selbst, in skurrilen Posen, nackt und zu anzüglich, um öffentlich ausgestellt zu werden – zumindest bis in die 1990er Jahre. Zuvor waren Mikhailovs Fotografien in seiner Heimat verboten, doch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde der Fotograf mit „Case History“ international sehr bekannt. Mikhailov kolorierte seine Fotografien, machte Doppelbelichtungen und gab den fotografischen Zeitdokumenten auf diese Weise eine künstlerische Umsetzung. Die Ergebnisse seines Schaffens der letzten vierzig Jahre stellt Baden-Baden nun aus: Hier kann man genauso ungefiltert auf die Motive blicken, wie sie einst vor die Linse traten.
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 16. 11.–16. 2. 2020