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Kunst in der Krise: Wie sich Kino, Kunst und Theater auf neue Zeiten einstellen

Konzert
(Foto: Free-Photos von Pixabay)

Schlagartig wurden im Frühjahr Veranstaltungen abgesagt, Bühnen geschlossen, Events auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein Ende der Kunst muss dies aber noch lange nicht bedeuten.

Die derzeitige Regelung besagt, dass Großveranstaltungen in Deutschland bis Ende Oktober verboten bleiben. Viele Events standen aber oft schon Monate im Voraus fest und der Kartenverkauf begann, als Covid-19 und die damit verbundenen Maßnahmen weder voraussehbar noch denkbar waren. Eine bis dato undenkbare Situation trat ein, in der Konzerte nicht stattfinden durften, für die Kunden ihr Geld allerdings zurückverlangten. Nun stellt sich für viele Veranstalter die Frage, wie sie inmitten der Herausforderungen der Pandemie damit umgehen, Ticketinhabern die Kosten zurückzuerstatten. Eine Option, wie dies mit möglichst geringen Verlusten für beide Parteien vonstattengehen könnte, erlaubt ein neues Gesetz: Tickets für Veranstaltungen, die wegen des Coronavirus abgesagt wurden, können in Form eines Gutscheins im Wert des Ticketpreises rückerstattet werden.

Mit ihrem Projekt – auch „Rettungsprogramm“ genannt – „Neustart Kultur“ möchte die Bundesregierung die Kulturszene außerdem mit einer Milliarde Euro unterstützen. Diese Milliarde soll kleine, privat finanzierte Kulturstätten unterstützen, alternative Kulturangebote fördern, bundesgeförderten Kulturprogrammen finanziell unter die Arme greifen sowie Kultureinrichtungen wie Theatern und Kinos dabei helfen, ihren Betrieb den Coronamaßnahmen entsprechend wieder aufzunehmen.

Andere Freizeiteinrichtungen mussten gleichfalls ihr Angebot auf Eis legen. Bibliotheken, Fitnessstudios oder Casinos mussten auf Besucher vor Ort verzichten. Durch Online-Angebote wie es Urban Sports Club mit Fitnessvideos anbot oder die Möglichkeit der Nutzung von internetbasierten Casinos in Deutschland waren Alternativen bereits etabliert. Für andere Kulturbereiche war dieser Schritt eine neue Herausforderung.

Kino und Theater in Not

Während Streaming-Dienste wie Netflix und Disney+ von den vielen Zuschauern vor dem Fernseher profitieren, die sich im Lockdown zu Hause einreichten, durchleben kleine, unabhängige Kinos eine harte Zeit: Ein Umsatzrückgang von 100% ist durch die Schließung der Häuser Tatsache. Genau genommen ist aber die ganze Filmwirtschaft betroffen. Von Schauspielern über Produzenten bis hin zu Kinobetreibern fehlen die Einnahmen an jeder Stelle. Dreharbeiten wurden gestoppt, bereits gedrehten Filmen fehlt die Publicity oder Filmstarts werden bis auf weiteres verschoben.

Dennoch gibt es eine kleine Hoffnung für Filmliebhaber. Verschiedene Internetplattformen wurden entwickelt, bei denen ein Film für eine geringe Summe ausleiht und entscheiden kann, welchem Kino dieses Geld zugutekommen soll. „Kino In Demand“ nennt sich das Erfolgsmodell, dass schon vor der Krise existierte und nun wichtiger ist denn je. Zwar haben einige Kinos mittlerweile ihre Tore wieder geöffnet, allerdings sorgen die Auflagen wie Maskenpflicht abseits des Sitzplatzes und 1,5 Meter Abstand zwischen den Besuchern für geringe Einnahmen in der Kasse.

Kinos sind wieder offen, aber Besucherzahlen bleiben gering || Bild von Alfred Derks auf Pixabay

Bei den Theatern ist es schwieriger Alternativen für den regulären Spielbetrieb zu finden. Außerdem werden die meisten den Spielbetrieb erst nach der Sommerpause wieder aufnehmen. Ähnlichen Herausforderungen müssen sich die Kulturbetriebe stellen, wie die Kinos es derzeit tun. Komplizierte logistische Planung, niedrige und dadurch unwirtschaftliche Auslastung stehen an der Tagesordnung. Nur wenige Theater werden sich zu Live-Übertragungen per Stream entscheiden, da die Ausstattung für solche Projekte fehlt.

Wirksame Alternativen in der Musikindustrie

In der Musikindustrie hat man sich Gedanken darüber gemacht, wie Konzerte in der „neuen Normalität“ aussehen könnten. Eine naheliegende Lösung ist natürlich, Gigs in den digitalen Raum zu verlegen. Zur Rettung der Berliner Clubszene wurde „United We Stream“ ins Leben gerufen – Künstler spielen ihre Musik in leeren Clubs und werden dabei live übertragen. Ganze Festivals werden mittlerweile so veranstaltet, was sicherlich nicht den ursprünglichen Partycharakter ersetzt, aber eine Option ist. Außerdem wurden Spenden gesammelt, um den unter den Coronamaßnahmen leidenden Clubs zu helfen.

Als Überbrückungslösung eignet sich dieses Programm zwar, langfristig fehlt beim Online-Streamen aber so gut wie alles, was ein Konzert ausmacht. Der Bezug der Musiker zu den Fans, die Stimmung im Club, das gemeinsame Tanzen und Singen. Vom Livestream können Musiker nicht allein leben.

Große Konzerte mit Wohnzimmerfeeling

Die Kölner LANXESS Arena hat mit ihrem Programm „ARENA NOW!“ eine willkommene Alternative entworfen, wie sie wieder mehr Zuschauer in der Halle unterbringen kann und Musik erlebbar machen. Besucher sitzen in mit Plexiglas voneinander getrennten Bereichen, sogenannten Cubes, und durch verschiedene Eingänge, Kontaktnachverfolgung und Hygieneregeln soll das Infektionsrisiko minimiert werden. Statt 20.000 Gästen, die in die Halle passen, können aktuell nur 900 Zuschauer an Konzerten teilnehmen. Wincent Weiß war der Künstler, der das neue Konzept mit Publikum austestete. Platz für Hoffnung, dass die Musikszene wieder zum Leben erweckt werden kann, bietet dieses Programm in jedem Fall.

Konzert
2020 gilt als schwieriges Jahr fuer Veranstalter und Bands || Bild von Okan Caliskan auf Pixabay

Virtuelle Museumsbesuche buchen

Technikkonzern Google hat sich gleichfalls etwas überlegt, um den Kulturbetrieben eine Chance zum Überleben zu bieten: „Google Arts & Culture“ ermöglicht es Kunstinteressierten, virtuell durch Museen auf der ganzen Welt zu spazieren. Mit einer kleinen Spende wird das entsprechende Museum seiner Wahl unterstützt. Mit begrenzten Besucherzahlen und Maskenpflicht haben Museen derzeit wieder geöffnet. Doch wer sich in Vorsicht übt, kann auf seinem virtuellen Rundgang die Kunst auf neue Weise erleben. Kunstausstellungen haben gegenüber Konzerten den Vorteil, dass sie weniger abhängig von zwischenmenschlichem Kontakt sind.

Corona hat die gesamte Kunstszene hart getroffen. Die Krise als Chance zu sehen, mag übertrieben sein, aber kreative Lösungen können zumindest eine lange Überbrückung schaffen. Bis die Normalität wieder in den Alltag zurückkehrt, wird es noch eine Weile dauern. In dieser Zeit ist das Einzige, was die Kulturszene retten kann aber eben genau jene unerschöpfliche Quelle: Kreativität auf allen Ebenen!

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