„La La Land“ mit Emma Stone und Ryan Gosling bei Arte
Die zweifache Oscar-Gewinnerin Emma Stone und Hollywoods heißester Kanadier Ryan Gosling tanzen in „La La land“ bei Arte groß auf.
Wie Gespenster aus der Vergangenheit blicken die allmählich verblassenden Gesichter alter Hollywoodikonen von einer Häuserwand, an der die strauchelnde Schauspielerin Mia (Emma Stone, hierfür und gerade erst für Poor Things mit dem Oscar ausgezeichnet) vorbeiflaniert. Kurz darauf trifft sie in einer Bar auf den Pianisten Sebastian (Ryan Gosling, bei den Oscars mit der Performance des Barbie-Songs „I’m just Ken“ der Hingucker), der gerade gefeuert wird, weil er lieber Free Jazz spielen möchte als „Jingle Bells“. Künstlerische Integrität scheint genauso dem Untergang geweiht wie das Kino der goldenen Hollywood-Ära, das sich alle Mühe gibt, noch etwas von ihrem trüben Glanz abzustrahlen auf eine Traumfabrik, die in „La La Land“ nur mehr eine Kulisse ihrer selbst ist.
„La La Land“ ist ein Musical von Damien Chazelle, selbst gescheiterter Jazzmusiker, der nun Filme über Menschen macht, die für die Verwirklichung ihrer Karriereziele private Opfer und blutige Hände in Kauf nehmen. Beziehungen und Erfolg sind bei Chazelle unvereinbar, und im Zweifel gewinnt immer die Karriere – das war im filmgewordenen drill instructor „Whiplash“ so, und nun auch in „La La Land“: In der zweiten Filmhälfte unterzieht Chazelle die Romantik und primärfarbene Technicolor-Euphorie einem Realitätscheck; Liebe und Idealismus sind in seinen Filmen zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Inbrünstig emuliert der Filmemacher das klassische Hollywood-Musical nach Vincente Minnelli, nur um es später doch totzusagen; zelebriert wirkungsvoll die Kraft des eskapistischen Kinos, glaubt aber nicht an sie – „La La Land“ ist wie eine bittere Pille, versteckt unter einem Esslöffel voll Zucker. sb