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Lael Neale: Wie mit 6 in den 60ern

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(Foto: Alexandra Cabral)

Je älter sie wird, desto lockerer fühlt sich Lael Neale – und das liegt an diversen Rückwärtsbewegungen.

Lael, du bist nicht nur Musikerin, sondern auch Malerin. Bist du künstlerisch aufgewachsen?

Lael Neale: Meine Oma war Malerin, und ich habe als Kind Aquarell-Unterricht bei ihr gehabt, aber die realistischen Motive haben mir nie Spaß gemacht. Danach habe ich die Pinsel jahrelang beiseite gelegt, bis ich auf einen kleinen Jungen aufgepasst habe, der so losgelöst und frei gemalt hat – ich habe es ihm einfach nachgemacht und den Anspruch losgelassen, etwas Realistisches schaffen zu müssen.

Du sagst, du magst du es, Dinge auf die falsche Art zu machen. Was meinst du damit?

Neale: Wenn Kinder einen Menschen malen, hat das zwar wenig mit dieser Person zu tun, aber dafür viel mehr Seele. So ging es mir beim Aufnehmen meiner Musik. Ich habe es technisch total falsch gemacht, habe über ein Computer-Mikrofon aufgenommen und einen verzerrenden Effekt von Garage Band darübergelegt. Aber das hat mir besser gefallen als all die professionellen Studios davor.

Auch dein neues Album „Altogether Stranger“ erinnert wieder an die 60er-Jahre.

Neale: Ich mag den Sound dieser Zeit mehr als den aktuellen. Aber das mag auch daran liegen, dass wir alles auf Tonband aufnehmen.

Ist diese Technik nicht umständlicher?

Neale: Auf gewisse Weise ist sie leichter. Man muss eine Entscheidung treffen und kann sich nicht mit den Schnitt- und Bearbeitungsmöglichkeiten verrückt machen. Ich spiele Gitarre, Klavier oder Omnichord und singe dazu. Es gibt nur die Liveperformance – und diese Begrenzung finde ich befreiend.

Dein Leben wirkt so analog. Wie stehst du zu unserem digitalen Zeitalter?

Neale: Ich finde es komisch, durch eine Kamera zu leben. Machen wir etwas aus Freude oder nur, um es teilen zu können? Ich nutze wenig Social Media. Gerade bei gewissen Musikrichtungen finde ich es schwierig, innerhalb von 30 Sekunden ein Gefühl auslösen zu müssen. Es ist nicht alles schlecht, aber ich hadere ständig damit, ob ich mich gar nicht mehr daran beteiligen will.

Auch bei deinem Wohnort haderst du und bist die letzten Jahre mehrmals zwischen Virginia und LA hin- und hergezogen. Was bedeuten dir diese Orte?

Neale: In Virginia fühle ich mich mit der Natur und den Jahreszeiten verbunden. Außerdem ist meine Familie in der Nähe. Die Kunst-Szene in LA ist dafür einzigartig und das Umfeld sehr inspirierend. In der Stadt selbst fühle ich mich aber fremd und wundere mich, was die Menschheit dem Planeten antut oder warum wir alles asphaltiert haben. Ich fühle mich beiden Orten zugehörig und gleichzeitig von ihnen entfremdet.

Man könnte meinen, dass du aus einer anderen Zeit stammst. Wie alt fühlst du dich?

Neale: Ich fühle mich jünger als früher. Als ich 16 war, habe ich mich sehr ernst und schwer gefühlt und war eher depressiv. Mittlerweile werde ich immer lockerer, und mit dieser Leichtigkeit verbinde ich ein Gefühl von Jugend.

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