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Laetitia Masson

Nach Spanien und Portugal holt nun auch Frankreich aus zum Schlag gegen die traditionellen Kitsch-Klischeés: Eine neue Künstlergeneration will ihren eigenen Weg finden und bricht dazu mit jedem „Irma la duce“-Gefühl. Sie erzählt statt dessen von der einsamen Liebe, die eher trennt als verbindet – und das in allen kreativen Genres. Eine Protagonistin dieser Jungen Wilden Frankreichs ist Laetitia Masson. Ihr Film„zu verkaufen“, der zweite Teil einer Trilogie über Arbeit, Geld und Liebe, läuft jetzt in unseren Kinos an. Wir trafen die Regisseurin aus Nancy zu einem postmodern-philosophischen Gespräch.

KULTUR!NEWS Warum sind dir Arbeit, Geld und Liebe so wichtig, daß du daraus eine Trilogie entworfen hast?

Laetitia Masson: Ich denke, diese drei Themen sind sehr eng verwandt, denn es gibt keine Liebe ohne Arbeit und Geld und den daraus erwachsenden Problemen. Diese Motive prägen also Leben und Charakter einer Person – sie stehen für das Leben an sich.

K!N: In deinen Filmen sind die Charaktere ständig auf der Suche: nach sich selbst, nach ihren Träumen, nach der Liebe. Meinst Du, Menschen können nur suchen?

Masson: Sie sollten es jedenfalls, denn nur indem wir suchen, lernen wir dazu. Wenn wir damit aufhören, bleiben wir stehen und vernachlässigen unsere beste Seite. Die Suche ist die einzige Freiheit, die die Menschen haben.

K!N: Das klingt, als wären wir Gefangene unserer selbst …

Masson: Wir können nie wirklich frei sein und das ist gut so, denn Freiheit bedeutet Einsamkeit und kann sogar tödlich sein. Sobald wir mit einem anderen Menschen in Beziehung treten, müssen wir dessen Eigenheiten akzeptieren und sind damit in unserer Freiheit eingeschränkt. Das mag schmerzlich scheinen, aber diese Regeln hindern uns daran, uns umzubringen.

K!N: So eine Sichtweise scheint altmodisch in einer Zeit, in der das Individuum einen derartig hohen Stellenwert hat. Orientierst du dich da vielleicht an Philosophen wie Locke und Hume?

Masson: Wenn man das vergleichen will… Ich denke nur, wir Menschen sind nicht so gut, wie wir es gerne wären. Jeder hat positive und negative Eigenschaften in sich und muß lernen, damit umzugehen. Wer das nicht sehen will, behandelt sich selbst und alle anderen wie unmündige Kinder. Dagegen kämpfe ich an.

Interview: Anna Schwan

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