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„Land im Sturm“: Arte zeigt epischen Dreiteiler von Tiago Guedes

Land im Sturm Arte
Zur ARTE-Sendung Land im Sturm (1/3) João Fernandes (Albano Jerónimo) lenkt die Geschicke seines riesigen Landguts. © Leopardo Filmes Foto: ARTE France (© Leopardo Filmes Foto: ARTE France)

Portugal im Umbruch zur Zeit der Nelkenrevolution: Arte zeigt den portugiesischen Film „Land im Sturm“ als dreiteilige Miniserie.

João Fernandes (Albano Jerónimo) ist in dem Dreiteiler Land im Sturm (jetzt auf Arte und in der Mediathek) ein wohlhabender portugiesischer Landgutbesitzer. Die Handlung spielt größtenteils zur Zeit der Nelkenrevolution, als ein Teil des Militärs im Jahr 1974 die seit 40 Jahren andauernde Diktatur beendet. Politisch liberal eingestellt und als Landgutbesitzer auf seine ökonomische Prosperität achtend, ist João Fernandes privat durch seine strenge Erziehung geprägt; so geht er mitleidlos mit seinem schwächelnden Sohn um – er badet ihn gegen Fieber in Eiswasser, anstatt den Arzt zu holen. Seine Frau betrügt er regelmäßig mit Rosa, der Kinderfrau, die Zurückweisung durch seine Schwägerin vor langer Zeit, die jetzt heiratet, hat João bis heute nicht verwunden, überhaupt ist die Hauptfigur der Miniserie Land im Sturm sehr facettenreich angelegt.

Das liegt auch an der Sturheit seines Charakters und an der politischen Situation im Land: Das Regime verlangt von ihm vor der Revolution ein öffentliches Bekenntnis zur Innen- und Außenpolitik Portugals, was João weder tun kann noch will. Er ist gegen die Kolonialpolitik seines Landes, er duldet (fast schon wohlwollend) die Aktivitäten der Kommunisten unter seinen Arbeitern, vor allem aber befindet er sich im Dauerzwist mit seinem Schwiegervater, dem General Teixeira, der bei der Geheimpolizei Pide arbeitet. Doch der schlägt zurück: Eines Tages lässt er João Fernandes’ Ingenieur Leonel verhaften und foltern. Bei dem Kommunisten wurden Dokumente gefunden, die ihn für lange Zeit hinter Gittern bringen können. João unterschreibt das öffentliche Bekenntnis zur Diktatur in Portugal und zu ihrer Politik. Doch schon bald kommt es zur Revolution, die auch vor dem Landgut nicht Halt macht.

Land im Sturm kam 2019 als Film in die Kinos, später wurde daraus eine dreiteilige Miniserie. Diese Serie läuft jetzt bereits zum zweiten Mal auf Arte, und sie ist sehenswert. Nicht nur, dass sie die zentrale Station Portugals in seiner Entwicklung beleuchtet. Durch den Fokus auf einem Landgutbesitzer mit all seiner Ambivalenz gibt die Serie dem Wandel ein Gesicht, durch Rückblenden bis in die Nachkriegszeit wird der Blick in die Vergangenheit ausgeweitet und durch den dritten Teil der Miniserie auch der nächsten Generation einerseits und der Entwicklung Portugals insgesamt Raum gegeben. Lange Kameraeinstellungen und ruhige Dialoge geben dem Dreiteiler die Anmutung von Großzügigkeit und längst vergessenem epischen Erzählen. Der Film von Regisseur Tiago Guedes wurde vielfach ausgezeichnet, Albano Jerónimo erhielt CinEuphoria den Preis für den besten Darsteller, insgesamt konnte Land im Sturm acht Preise und 30 Nominierungen einheimsen.

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