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Lara: Corinna Harfouch in Höchstform

Oh Boy“ war damals ein großer Erfolg. Kann Regisseur Jan-Ole Gerster das mit seinem Zweitling „Lara“ wiederholen? Nun ja.

2013: Tom Schilling absolviert in Jan Ole Gersters „Oh Boy“ als gescheiterter Student eine Art Roadmovie zu Fuß durch Berlin. Von morgens bis abends trifft er auf seiner Großstadtodyssee verschiedene Menschen, mit denen er kurz ins Gespräch kommt. 2019: Corinna Harfouch absolviert in Jan-Ole Gersters „Lara“ als gescheiterte Pianistin eine Art Roadmovie zu Fuß. Von morgens bis abends trifft sie auf ihrer Großstadtodyssee verschiedene Menschen, mit denen sie kurz ins Gespräch kommt. Die Parallelen zwischen Gersters Erstling und mehrfachem Filmpreisgewinner und seinem zweiten Film sind so deutlich, dass man befürchten muss, Gerster kann nur das. Die endgültige Antwort darauf wird erst ein dritter Film geben.

Härte und Disziplin

„Lara“ hat zumindest mehr Rahmenhandlung: Harfouch tigert durch die Hauptstadt, weil ihr Sohn Victor (wieder Schilling) am Abend sein erstes Piano-Solokonzert mit eigenen Kompositionen gibt. Lara und Victor sprechen nicht oft, die herbe, unnahbare Frau hat ihren Sohn mit Härte und Disziplin zu der Karriere geschubst, die er hat und die ihr verwehrt blieb. Lara, die ihre manische Kühle als Sachbearbeiterin bei der Stadt ausgelebt hat und nun pensioniert ist, verteilt die letzten Karten für das Konzert an Unbekannte, Bekannte, Nachbarn. Dabei hört sie mehr unbequeme Wahrheiten über sich, als ihr lieb ist, von ihrer Mutter, ihrem Ex, ihrem alten Klavierlehrer. Und verunsichert den emotional gerade erst flügge gewordenen Victor, als sie sich ihm aufdrängt.

Lara: Garantierter Filmpreisgewinner

In unaufgeregten rotbraunen Bildern des Berliner Herbstes erzählt Gerster unaufgeregt vom Scheitern und späten Einsichten und der zersetzenden Kraft der Projektion. Das Zentrum von „Lara“ ist Lara: Corinna Harfouch wird dafür den Deutschen Filmpreis gewinnen, keine Frage. Allein: Der ganze Film wirkt, als käme es ihm genau darauf an. Es liegt eine Kadenz zu viel eitlem Kunstwillen über ihm, ein Gefühl, als schaue der Film sich quasi selbst dabei zu, wie er geschaffen wird. Er ist sich seiner selbst zu bewusst – und zu sehr darauf aus, großes Kino zu sein, um wirklich großes Kino zu sein. vs

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