Les Vêpres siciliennes: Nationaltheater, München
Wunderkind Antú Romero Nunes inszeniert Verdi in München
Antú Romero Nunes ist als Schauspielregisseur ein Mann, der die ganz großen Räder drehen kann – nur um dann mit jugendlicher Unbekümmertheit offenzulegen, dass es sich hier im Grunde um Dreiräder handelt. Ibsens „Peer Gynt“ (Schauspiel Frankfurt), Schillers „Die Räuber“ (Gorki, Berlin) und Shakespeares „Richard III“ (Thalia, Hamburg) zählen zu den wichtigen Inszenierungen des heute 34-Jährigen, zudem finden sich meist aus Hamburg einzelne Arbeiten wie Brechts „Dreigroschenoper“ und Mozarts „Don Giovanni“, die beweisen, dass Nunes auch an der Grenze zum Musiktheater eine ganz eigene Regiesprache beherrscht.
Verdis 1855 uraufgeführte Grand opéra „Les Vêpres siciliennes“ („Die sizilianische Vesper“) hat im Vergleich aber noch eine andere Qualität. Es handelt sich hier um eine Auftragsarbeit mit einem mehr oder weniger abstrusen Thema (der sizilianische Unabhänigkeitskampf gegen die Franzosen im 13. Jahrhundert), die schon im Entstehungsprozess problembehaftet war und die heute zwar in Italien immer wieder aufgeführt wird, dem Rest der Welt allerdings nur wenig zu sagen hat – so etwas lässt sich nicht nonchalant verjuxen, zu so etwas muss man eine Haltung entwickeln, und gerade die Haltung war immer schon das Problem des hochtalentierten Nunes.
Die musikalische Leitung liegt bei Omer Meir Wellber, und der immerhin ist ein Routinier: In München dirigierte der Israeli unter anderem schon „La Traviata“, „Carmen“ und „Andrea Chénier“.