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Liebe lieber ungewöhnlich

Bang Bang Romeo nennen ihr Debütalbum „A Heartbreaker’s Guide to the Galaxy“ – doch Sängerin Anastasia „Stars“ Walker bezieht den Titel keinesfalls nur auf ihre Beziehungen.Interview: Steffen Rüth

Stars, ihr kommt wie Joe Cocker aus Sheffield. Liegt euch Nordengländern das mit dem kräftig-kernigen Gesang im Blut?

Stars Walker: Tja, vielleicht muss der Norden immer etwas lauter sein, um in England Gehör zu finden. Bei uns gibt es wirklich eine stolze Tradition großer Stimmen.

Wie hast du deine eigene gefunden?

Walker: Ich bin mit Shirley Bassey, David Bowie und Little Richard aufgewachsen. Außerdem liebe ich Filmsoundtracks, vor allem von Tarantino, Kubrick und Tim Burton. Und okay, in meiner Jugend habe ich in meinem Zimmer heimlich James-Bond-Titelsongs mitgesungen.

Welcher ist dein Lieblingsbond?

Walker: Pierce Brosnan. Diese Eleganz! Ich bin ein Kind der 90er. Aber Daniel Craig finde ich auch cool. Wenn im April der neue Bond-Film rauskommt, wird es von uns irgendeinen musikalischen Kommentar dazu geben. Mehr will ich dazu aber noch nicht verraten.

Warum führt euer „A Heartbreakers’s Guide to the Galaxy“ mit dem ersten Song „Cemetery“ gleich auf den Friedhof?

Walker: Weil wir das ulkig fanden. Außerdem ist nur der Titel traurig, der Song klingt ja sehr fröhlich. Es geht darin um unsere Liebe zu Vinylplatten. Da lasse ich mir auch nichts erzählen: Vinyl-Tonträger werden genauso wenig sterben wie Rockmusik. Wir Musiker sind extrem widerstandsfähig: Wir sind die Blumen, die mit ihren bunten Köpfen weiter aus dem grauen Asphalt herausragen.

Was war deine erstre Schallplatte?

Walker: „Rumours“ von Fleetwood Mac und danach dann „OK Computer“ von Radiohead. Beide waren schon nach kurzer Zeit kaputt.

Warum das?

Walker: „Rumours“ habe ich kaputtgespielt – ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Und „OK Computer“ mochte die Sonne nicht. Seitdem weiß ich, dass ein Plattenspieler direkt am Fenster nichts verloren hat. Und dass Platten nach dem Hören wieder in die Hülle gehören, wenn man keinen Vinylmatsch haben möchte.

Wenn ihr euer Album schon Liebeskummer-Führer nennt – wie gut kennt ihr euch mit kaputten Herzen aus?

Walker: Haben wir genug Platz im Heft? Wir alle drei wissen da ziemlich gut Bescheid. Schon der allererste Song, den ich je geschrieben habe, ist ein stilles, dramatisches Lied, das in düsteren Tönen die Trennung von meiner ersten Freundin beschreibt. Es heißt „Adore me“ und ist auch auf dem Album. Aber es geht auch anders: „Chemical“ handelt von der Kraft einer Liebe, die sich nicht erklären lässt, „Love yourself“ spricht für sich selbst, und „You scared the Love out of me“ handelt von Ängsten und dem nötigen Grundvertrauen in einer Beziehung.

Wie ist das Stück entstanden?

Walker: Wir wollten einen furchteinflößenden Song machen, der an die Filme von Tim Burton erinnert. Meine Lieblingszeile lautet „I’m not scared of love / it’s what’s in the love that freaks me out.“ Auf die Idee bin ich gekommen, als ich mit meiner Partnerin Charlotte im Bett gelegen habe. Nachdem ich ihr gestanden hatte, dass ich im Dunkeln immer noch Angst habe, meinte sie: „Nicht die Dunkelheit macht dir Angst, sondern das, was sich im Dunkeln versteckt.“ Danke, Charlotte. In jener Nacht habe ich kein Auge mehr zubekommen.

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