Zum Inhalt springen

Lindsey Stirling über „Duality“: Träumen erlaubt

Lindsey Stirling by Heather Koepp 6
(Foto: Heather Koepp)

Die US-amerikanische Violinistin Lindsey Stirling hat in ihrer Karriere sehr viel erreicht. In ihrem Privatleben besteht jedoch noch Optimierungspotenzial.

Lindsey, die Stücke auf deinem neuen Album „Duality“ haben etwas wuchtiges, monumentales, cineastisches. Ist das Album deine Bewerbung, um endlich den Soundtrack für einen großen Hollywoodfilm zu komponieren?

Lindsey Stirling: Ja, komm, wir rufen jetzt sofort zusammen bei den Machern von „Dune“ an du fragen, ob sie interessiert sind. (lacht) Ich finde, mein Stück „Evil Twin“ passt total super in diese surreale Wüstenwelt.

„Dune“ ist eine Triloge, zwei Teile sind schon draußen. Eine Chance hast du also noch.

Stirling (lacht): Eben. Im Ernst, ich würde es lieben, Musik für einen Film zu machen. Ich spekuliere ein bisschen darauf, dass dieses Album mich diesem Ziel näherbringt. Die Hauptmotivation für „Duality“ war das aber nicht.

Sondern?

Stirling: Wie eigentlich immer, habe ich versucht, mich mit Hilfe meiner Musik besser kennenzulernen.

Hört sich an, als wäre das ein lebenslanger Prozess?

Stirling: Gott ja, ich fürchte, das ist auch so. (lacht) Wir Menschen sind zerrissene Wesen. Wir sind so vieles gleichzeitig, und selbst das reicht uns häufig nicht aus. Ich führe schon mein Leben lang Auseinandersetzungen mit mir selbst. Mal bin ich überzeugt, dass ich alles schaffen kann und dass meine Träume bestimmt wahr werden. Doch die andere Seite ist auch stark, sie lässt mich alles hinterfragen, zweifeln, mich wertlos fühlen. Das ist schon aus psychologischer Sicht sehr faszinierend, und ich habe bereits Jahre damit verbracht, schlauer aus mir selbst zu werden und zu lernen, welche Teile meines Innenlebens ich ausbauen und welche ich besser rausreißen sollte.

Klingt nicht gerade einfach, Lindsey Stirling zu sein.

Stirling: Das ist es auch nicht. Andererseits ist es natürlich auch fantastisch. Ich habe die Chance, mich mit meiner Kunst wirklich mitzuteilen und auszuleben, das ist ein Geschenk. An guten Tagen stelle ich mir vor, dass ich ein magisches Wesen bin, das in einer überaus praktischen Welt zurechtkommen muss. An schlechten wird diese Magie durch immer wieder heraufkriechende Depressionen bedroht. Gerade in Phasen der Unsicherheit ist es eine permanente Anstrengung, mir ein positives Gedankengerüst zu bauen.

Woraus besteht dein Gedankengerüst?

Stirling: Oft aus Traumszenarien. Ich stelle mir vor, mein großes Idol Pink ruft an und fragt mich, ob ich mit ihr auf Tour gehen möchte. Oder, dass ich nachher im Supermarkt den Mann meiner Träume kennenlerne. Ist noch nie passiert, aber träumen ist ja erlaubt.

Dein neuer Song „Survive“, auf dem Sarah Blackwood von Walk Off The Earth die Rolle der Vokalistin übernimmt, ist deine Eigenkomposition, basiert aber auf Gloria Gaynors „I will Survive“. Was hast du für eine Geschichte mit dem Song?

Stirling: Ich liebe ihn halt. Für mich ist „I will survive“ der perfekte Trennungssong. Als ich letzten Sommer „Survive“ geschrieben habe, ging es mir richtig dreckig, ich hatte gerade eine richtig beschissene Trennung hinter mir. Aber ich wusste, mein Herz wird wieder heilen, und ganz ehrlich, dass ich ohne diesen Vogel besser dran bin, war mir schon klar, als wir noch zusammen waren. Ich schreibe nur selten so konkret über die Liebe, meist handeln meine Stücke ja eher von Feen und Elfen und sowas. Aber „Survive“ hat mir so richtig in der Seele gutgetan.

Beitrag teilen: