Lisa Politt und Gunter Schmidt: Tschüss Polittbüro!
Lisa Politt und Gunter Schmidt spielen ihre letzten Vorstellungen. Am Sonntagabend schließt dann in Hamburg das legendäre Polittbüro.
Sie hatten es vor einem Monat angekündigt, aber jetzt wird es wahr: Mit vier letzten Vorstellungen des Programms „65 – Das Alter ist sicher!“ verabschieden sich Lisa Politt und ihr Partner Gunter Schmidt aus dem Polittbüro, das in der Folge dann auch nicht mehr so heißen wird. Wer noch in eine der Vorstellungen gehen will, wird es schwer haben: Alle vier Abende sind seit Wochen ausverkauft. In der Einladung zur Pressekonferenz im Polittbüro war zu lesen: „Wir verlassen das Polittbüro zum Saisonende. War ’ne geile Zeit. Zugegeben: Auch für uns kommt der Abschied etwas plötzlich. Aber in den letzten Jahren haben wir gemerkt, dass uns diese Doppelfunktion körperlich zunehmend überfordert: Betreiber einer Bühne und auf der Bühne zu sein.“
Lisa Politt und Gunter Schmidt: Keine weiteren Vorstellungen in 2022
„65 – Das Alter ist sicher!“ war schon im Jahr 2021 das Programm von Lisa Politt und Gunter Schmidt im Polittbüro. Als Lisa Politt dann in der Vorweihnachtszeit 2021 den Geburtstag mit einem Weihnachtsspecial feierte, veröffentlichte kulturnews ein Interview mit Politt und Schmidt wieder, das 2014 anlässlich des 30jährigen Bühnenjubiläums der beiden entstanden war. Damals sprachen Lisa Politt und Gunter Schmidt gegen Ende des Gesprächs von ihrem Urlaub auf Barbados, wo sie ein verfallenes Haus entdeckten, das die beiden gerne zu einer Bühne ausgebaut hätten. Gunter Schmidt damals im Spaß: „Ich hab darüber nachgedacht, ob auf Barbados eine Marktlücke sein könnte. Deutsches Kabarett auf Barbados gibt es noch nicht!“ Abgesehen davon, dass ihnen die Tore zum (dann nicht mehr Polittbüro genannten) Theater immer offenstehen werden und sie die damaligen Pläne also auch in Hamburg mit einem neuen Programm umsetzen könnten: Das Interview ist auch aus anderen Gründen unbedingt lesenswert. Lisa Politt und Gunter Schmidt sprechen hier ausführlich über die Ursachen ihrer Politisierung in den BRD-Zeiten, ihrer humanistisch-radikalen und analytisch bestechenden linken Haltung und vom langen Warten der ersten Frau Deutschlands darauf, dass sie die wichtigen Kabarettpreise in den Nullerjahren endlich mal erhält.
Lisa Politt und Gunter Schmidt sind Herrchens Frauchen
Rückblickend kann man schon gar nicht mehr sagen, wann Lisa Politt und Gunter Schmidt als Duo unter eigenem Namen und wann als Herrchens Frauchen auftraten. Was man sagen kann, ist: dass Herrchens Frauchen 1991 den Nachwuchspreis des Deutschen Kleinkunstpreises erhielt, bei der Preisverleihung laut der Tageszeitung taz aber ihren Hit „Sperma ist ekelhaft“ nicht spielen durfte – er war dem übertragenden ZDF ganz offensichtlich entweder zu schweinisch oder für die ZDF-Folklorefans zu erschütternd.
Dabei hätte es dieses Verbots gar nicht bedurft, um die Qualität der gelungenen Kombination aus Schunkelfolklore und Blowjobverweigerung zu belegen. Bastian Pastewka und Anke Engelke hätten sich – und sie waren gut! – in ihren Folkloresendungen als Wolfgang und Anneliese daran mal ein Beispiel nehmen sollen.
Bis ins Jahr 2023 ist es noch weit, dann kann es eventuell ein neues Programm von Herrchens Frauchen oder Lisa Politt und Gunter Schmidt geben. Das bedeutet, zu warten. Man kann das mit Videos auf YouTube tun, so wie mit „Mutters Lied“, das Lisa Politt vor 12 Jahren sang. Jo Jacobs hat es aufgenommen und bei YouTube eingestellt, gemeinsam mit einigen weiteren Nummern aus dieser Zeit.
Ihre Aufführungen werden fehlen. Da bleibt nur zu hoffen, dass Lisa Politt und Gunter Schmidt schon bald wieder ein Barbados-Feeling spüren und Pläne entwickeln. Ob nun als Herrchens Frauchen oder unter eigenem Namen, auf alle Fälle aber mit dem ihnen eigenen Humor und der gewohnt scharfen politischen Analyse. Tschüss Polittbüro! jw