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„Nasenbluten“: Sänger Lot im Interview

Mit seinem neuen Album „Nasenbluten“ spielt Lot mit dem Sound der Zukunft – indem er einen Blick in seine Vergangenheit wirft.

Lot, dein neues Album heißt „Nasenbluten“. Ich verbinde damit ja eher negative Gefühle und sogar einen gewissen Ekel. Wie kam es zu dem Titel?

Lot: Das Nasenbluten ist eigentlich als Metapher gedacht. Das kann eine Beziehung sein, die kaputt geht oder dein neues Auto, das du gleich am ersten Tag zu Schrott fährst. Das ist eigentlich nie ein Weltuntergang, aber in dem Moment ist es einfach eine Katastrophe. Es fühlt sich schlimm an, und dann ist da auch noch Blut.

Der Blick in die Vergangenheit und das Erinnern ziehen sich als roter Faden durch das Album. Gab es im Vorfeld bestimmte Ereignisse, die die Produktion beeinflusst haben?

Lot: Das Album hat ein Jahr gebraucht. In dem Jahr davor ist meine Oma gestorben, und ich bin die letzten drei Jahre immer zu ihr hingefahren und habe sie gepflegt. Sie war dement, bis sie dann gestorben ist. Das war natürlich ein großes Thema für mich. Und mit dem Sterben eines Menschen, den ich richtig gut gekannt habe, kam ich dann auch ins Nachdenken darüber, wer ich eigentlich bin, was ich bisher gemacht und erlebt habe.

Mit „Weitergemacht“ setzt du dich auch mit deiner Vergangenheit als Musiker auseinander, vor allem mit den Enttäuschungen und Misserfolgen.

Lot: Ich veröffentliche ein Album, es passiert nichts und floppt – da kommt man dann schon ins Grübeln. Bin ich überhaupt geeignet dafür, mache ich das richtig? Das Scheitern ist total wichtig, um herauszufinden, was für einen selbst richtig ist. Und da finde ich es auch gut, dass man härter mit sich ins Gericht geht und sagt: Auch wenn der Text jetzt steht und du den Song ganz hübsch findest, ist das Thema noch nicht beendet. Daran wird jetzt weiter gearbeitet, weil es wahrscheinlich noch nicht reicht, um aufzufallen oder sich durchzusetzen.

In einem früheren Interview hast du aber auch mal gesagt, dass du keine Hits schreiben willst.

Lot: Ich hab nichts gegen den Mainstream und finde ihn teilweise richtig geil. Ich liebe den Zeitgeist – aber ich will mich nicht anbiedern, um damit reich zu werden.

Gerade im Vergleich zum Vorgänger sind auf deinem aktuellen Album aber auch viele moderne Sounds vertreten.

Lot: Da gab es auch viele Diskussionen – aber was soll ich machen? Ich höre ja trotzdem gerne, was im Release-Radar läuft. Und da hast du natürlich auch Bock auf neue Sounds. Mir fällt es tatsächlich auch schwer, mich diesem Autotune zu entziehen, das gerade überall läuft. Da fühle ich mich aber auch nicht so, als würde ich mich anbiedern, sondern eher so, als folge ich da einer neuen Entdeckung. So hat man halt auch angefangen, Musik zu machen: Man hat irgendeinen Künstler gehört und fand den geil. Warum sollte ich das heute anders machen als damals, als ich 13 war und nichts anderes kannte?

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