Lotte
Die Schwäbin wohnt seit Neuestem in Berlin-Prenzlauer Berg. Das ist aber auch schon das einzige Klischee, das die 24-Jährige bedient.Interview: Steffen Rüth
Lotte, du kommst aus Ravensburg und hast in Innsbruck ein Philosophiestudium angefangen. Wie bist du in die Musikbranche geraten?
Lotte: Och, ohne großen Plan. Ich habe als Kind schon mehrere Instrumente gespielt, in Bands gesungen und Songs geschrieben. Als ich an der Uni gemerkt habe, dass das nicht so ganz das Wahre für mich ist, habe ich mich in Mannheim beim Förderprogramm an der Popakademie beworben. Ich habe dort vorgespielt, wurde genommen und hatte innerhalb von drei Tagen meinen Plattenvertrag.
Hast du dich gewundert, warum das so leicht ging?
Lotte: Ja, total. Vor vier Jahren gab es in Deutschland einen extremen Männerüberschuss in der Popmusik: Andreas Bourani, Tim Bendzko, Max Giesinger und wie sie alle heißen. Frauen waren und sind ja immer noch unterrepräsentiert. Da kam ich also genau richtig. Dabei wollte ich ja ganz ursprünglich Ärztin werden, so wie meine Mama. Aber irgendwie fehlte mir da das Wilde und Abenteuerliche.
Max Giesinger, der inzwischen ein sehr guter Freund von dir ist, hat dich dann gleich mit auf Tour genommen. War das wild genug?
Lotte: Das war ein wilder Sprung ins kalte, tiefe Wasser. Bei den ersten Konzerten fand ich es noch etwas unnatürlich, auf der Bühne zu stehen. Inzwischen liebe ich es, wenn ich mitbekomme, was meine Musik mit den Leuten macht.
Dein zweites Album heißt „Glück“. Hast du deins gefunden?
Lotte: Hin und wieder schon. Man findet es kurz, aber dann passiert wieder irgendwas. Auf Dauer in der Balance zu bleiben, ist schwer. Ich achte vor allem darauf, mehr im Moment zu sein und zu genießen, was ich habe. Ich glaube, so komme ich dem Glück immer näher.
Die Lieder selbst sind ja auch eher glücklich, zumindest voller Hoffnung und Zuversicht. Daher der Titel?
Lotte: Als ich das Album geschrieben habe, war ich auf der großen Suche nach dem Glück, deshalb habe ich es einfach so genannt. Die Songs sind musikalisch bunter als auf meinem ersten Album, das rein analog und organisch war. Ich wollte mit Synthies arbeiten und mit Elektronik experimentieren. Insgesamt klingt es poppiger.