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Lustige Selbstfindungsprobleme einer Schwangeren

Lu von Loser
Lu (Alice Gruia) hat Angst vor ihrer Rolle als zukünftige Mutter. (Foto: ZDF/Patrick Essex)

Die ZDF-Webserie „Lu von Loser“ ist eine Sadcom mit Anspruch. Im Zentrum: Alice Gruia als Schwangere mit Selbstfindungsproblemen.

„Lu von Loser“ ist eine Sadcom, die komplett von ihrer Hauptdarstellerin, Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin lebt: Alice Gruia. Gruia spielt die schwangere Lu, die einfach nur genervt ist und auch latent depressiv. Der Vater ihrer bald kommenden Tochter lebt in einer anderen Beziehung, ist übergriffig in seinem Übereifer, alles richtig zu machen. Die Mutter ist der lebende Vorwurf an die Tochter, alles falsch zu machen. Und Lu selbst hadert mit ihrer Situation, zumal ihre ehemalige Popband in Berlin inzwischen im Netz durch die Decke geht und ohne sie durchstartet.

Die Serie „Lu von Loser“ ist eine Web-Serie im Rahmen des kleinen Fernsehspiels. Die acht Folgen sind nur zwischen fünf und zehn Minuten lang und spielen wahlweise in einer Küche, einer Arztpraxis oder auf der Straße. Dabei sind die Themen immer eng umrissen. Alice Gruia arbeitet gerne mit Angstvorstellungen, die Lu in ihrer Fantasie durchlebt und die wie reale Vorkommnisse gefilmt daherkommen, aber gleich darauf als solche auffliegen. Das ist nicht neu, sondern schon seit über zehn Jahren gerade in Coming-of-Age-Zusammenhängen Verunsicherung, Ängste und Sorgen zum Ausdruck bringen.

„Lu von Loser“ ist komisch, verdammt komisch, was vor allem an Lus Umfeld liegt, das sich fast durchgängig zum Horst macht. Die Situationen sind absurd bis an die Schmerzgrenze und gleichzeitig ernsthaft in ihrer Grundierung, denn jede noch so absurde Situation ist im Gefühl verankert, dass hier Archetypisches verhandelt wird in Sachen Schwangerschaft, Beziehung und Eltern-Kind-Verhältnis. Nur eben eingebettet in einen Alptraum. Paradebeispiel dafür ist der Besuch bei einem Ehepaar, das erst vor kurzem ein Kind bekam. Diese Folge ist inszeniert wie ein Horrorfilm, der düstere Flur, der Vater, der mit den Nerven am Ende aus dem Kinderzimmer kommend wirkt, als ob er traumatisiert aus einer Schlacht mit einem Alien kommend als einziger überlebt hat. Die Mutter, deren Gesicht ganz lange nicht gezeigt wird, so dass man schon das Schlimmste befürchtet. Alice Gruia liefert hier noch als Sahnehäubchen obendrauf, mit Hilfe eines eleganten Zeitsprungs über das Hochzeitsfoto des Paares in die Vergangenheit zu reisen und die beiden während der Fotosession vor der Zukunft zu warnen – umsonst.

Binge Watching aller acht Folgen in der ZDF-Mediathek oder um Mitternacht im ZDF – ebenfalls alle Folgen am Stück. Es lohnt sich absolut. jw

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