Luis Borda
Die neue Sprache des Tangos
Luis Borda, Argentinier mit Wahlheimat München, ist ein stiller Revolutionär in Sachen Tango. Auf seinem neuen Album „Adiós Buenos Aires“ verabschiedet er sich von tradierten Spielweisen. Der 43jährige Komponist und Musiker hat sich dem „Tango Nuevo“ verschrieben, einer Variante des klassischen Tangos, die eher zum Zuhören gedacht ist.
City.mag: Luis Borda, Sie leben seit zwei Jahren in Deutschland. Verliert man da nicht den Bezug zu den Wurzeln des Tangos?
Luis Borda: Ich komme aus einer Familie aus lauter Musikern. Meine Mutter war Sängerin, meine Schwester ist in Argentinien eine bekannte Tango-Sängerin, meine beiden Onkel sind in ebenfalls Tango-Sänger. Als ich sehr jung war, habe ich Rock gemacht, aber meine Wurzeln liegen im Tango. Heute mache ich wieder Tango, aber mit neuen Harmonien aus dem Jazz.
City.mag: Muß man den Tango neu erfinden?
LB: Man tanzt heute den Tango, der in den dreißiger und vierziger Jahren entstanden ist, doch ich als Musiker habe ein anderes Interesse an dieser Musik. Ich möchte eine Verbindung herstellen zwischen dieser alten Musik und einem neuen Klang. Früher ließ der Tango keinen Raum zum Improvisieren. Das vorherrschende Prinzip beim Tango ist natürlich die Sinnlichkeit, aber es ist eine Musik, die insgesamt sehr ausdrucksstark und facettenreich ist. Astor Piazolla war wichtig für die neue Entwicklung aber zur gleichen Zeit gab es in Argentinien auch andere Komponisten, die neue Stimmungen in den Tango eingebracht haben.
City.mag: War es schwierig, außerhalb Argentiniens ein Tango-Quartett zusammenzustellen?
LB: In Deutschland spielen plötzlich viele Musiker Bandoneon. Das war bislang selten, obwohl dieses Instrument ja eine deutsche Erfindung ist. Mein Ensemble ist ein internationales Team: Helena Rueg, die Bandoneon spielt, kommt aus der Schweiz, Violinistin Regine Noßke aus Deutschland und unsere Pianistin Inna Surzhenko stammt aus der Ukraine.