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Lump200 über „Isles of you“: Aktiver Halbschlaf

Lump 200 Marion Masuch
(Marion Masuch)

So richtig passt das weder in den Klub noch auf die Vernissage? Der Berliner Avantgarde-Musiker Lump200 denkt eben auch an die Omi.

René, bei dir treffen Beats auf eine Tuba oder ein präpariertes Vibrafon. Wenn du mit dem neuen Lump200-Album zwischen Komposition und Improvisation pendelst – passt es dann besser in einen Klub oder auf eine Vernissage?

René Desalmand: Auf einer Vernissage würde mich meine Musik überraschen, denn da braucht es ja eher etwas für den Hintergrund. Ich kann zu dem Album tanzen, aber im Klub ist es wohl auch eher schwierig – vielleicht funktioniert es ganz früh oder ganz spät. Am besten hört man „Isles of you“, wenn man bei sich ist. Es braucht eine gewisse Offenheit, um sich darauf einzulassen. Mit Kopfhörern spazieren gehen ist etwa super.

Also geht es schon um ein sehr aktives Hören?

Desalmand: Kürzlich hat jemand zu mir gesagt, dass es eine Art hektische Meditationsmusik sei. Es ist Meditationsmusik, aber wenn man richtig hinhört, kann man gar nicht wirklich sagen, warum es das sein soll. Ich würde sagen, Halbschlaf geht gut, aber ansonsten hört man die Platte besser aktiv.

Generell tust du dich ja schwer damit, einen Song als abgeschlossen und fertig zu deklarieren.

Desalmand: Mehrmals habe ich in Berlin auf dem Tempelhofer Feld eine Art Clash-Musizieren gemacht. Da konnte kommen, wer wollte, und wir sind dann eine halbe Stunde lang über die Rollbahn marschiert und haben zusammen Musik gemacht. Schon immer ging es mir um die Idee, dass durch meine Musik etwas angestoßen wird, was die Hörer:innen dann weiterführen können. Jetzt habe ich Tacheles gemacht, indem es zu dem Album auch eine App gibt.

Wie genau sieht denn da die Beteiligung der Hörerenden aus?

Desalmand: Wohin sich das Projekt konkret entwickeln wird, kann ich noch gar nicht abschließend sagen, aber es geht darum, die durch das Netz angebotene permanente Veränderung auch für die Musik zu nutzen. Noch sind die Vorgaben nur von mir, aber auch das soll sich weiten. Und es soll ganz niederschwellig sein: Du brauchst kein Studio, sondern kannst Projekte ganz einfach mit dem Handy aufnehmen. Wenn du etwa deiner Oma ein Ständchen bringen möchtest, lädst du ein paar Leute dazu ein, online etwas dazu beizutragen. Und dann schickst du der Oma den Link – und hoffst, dass sie dazu in der Lage ist, ihn zu öffnen.

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