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Manic Street Preachers

Für den epischen Pop auf „This is my Truth tell me yours“ wurden die Manic Street Preachers hoch gelobt. Trotzdem schlugen sie mit „Know Your Enemy“ (Epic) eine andere Richtung ein: zurück zum Rock – und zur Politik. Bassist und Songwriter Nicky Wire über die Gründe der Kehrtwende.

city.mag: Nicky, ich sehe für eure Plattenverkäufe in Amerika schwarz …

Nicky Wire: Warum?

city.mag: Weil ihr das Album auf Kuba vorgestellt habt.

Wire: Mit unserem Konzert auf Kuba wollten wir gegen die Amerikanisierung der westlichen Welt protestieren. Ich finde es gut, dass sich die Kubaner nicht von den Amerikanern unterjochen lassen.

city.mag: Spricht hier der überzeugte Kommunist?

Wire: Ich bin Sozialist. Mit dem Kapitalismus werde ich mich niemals anfreunden.

city.mag: … wie „Freedom of Speech won’t feed my Children“ beweist.

Wire: In diesem Stück geht es um den Zusammenbruch des Ostblocks. Der Kapitalismus wurde den Menschen damals als der große Heiland gepriesen. Und was haben wir heute? Mehr Arbeitslose als je zuvor und eine hohe Kriminalitätsrate.

city.mag: Warnt ihr mit dem Albumtitel „Know your Enemy“ vor dem Kapitalismus?

Wire: Nicht nur. Der Titel ist mehrdeutig. Wir haben erkannt, dass unser Feind in erster Linie in uns selbst steckte. Weil wir immer mehr Geld verdienten, wurden wir zu professionell. Wenn ich heute „This is my Truth tell me yours“ höre, wird mir schlecht. Dieses Album war überproduziert, eine richtige Popplatte.

city.mag: Was hast du gegen Pop einzuwenden?

Wire: Nichts. Aber wir sind nun mal eine Rockband. Darum sind wir zu unseren Wurzeln zurück gekehrt. James hat sich mit seiner Gitarre richtig gehen lassen. Seine rauen Riffs sind viel besser als die aufpolierten Stücke unserer letzten Scheibe.

city.mag: Wie passt „Miss Europa Euro Dancer“ in dieses Konzept?

Wire: Gar nicht. Dieses Lied ist Disco pur. Mir fehlten, ehrlich gesagt, bei „Miss Europa Euro Dancer“ die Worte.

city.mag: Dabei gibt es genügend Missstände, die du anprangern könntest.

Wire: Als studierter Politikwissenschaftler weiß ich das natürlich. Trotzdem will ich nicht die Welt verbessern. Ich beschreibe in meinen Stücken, was ich sehe. Selbst wenn sie nur einen einzigen Menschen zum Nachdenken anregen, habe ich etwas erreicht.

Interview: Dagmar Leischow

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