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Liebe und Tod, Trauer und Komik

Wie drückt sich die Überforderung eines tieftraurigen, alleinerziehnden Vaters aus, der seine Frau verloren hat? Die Serie „MaPa“ zeigt es.

Metin Müller (Max Mauff) ist als alleinerziehender Vater der kleinen Lene nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Emma überfordert. Hilfe nimmt er gleichwohl nicht an. Die Wohnung: vollgemüllt. Sein Seelenzustand: depressiv. Sein Umgang mit Lena: liebevoll-aufopfernd. In seiner Rolle als Vater vor dritten: missverstanden und wehrlos. Willkommen in der Serie „MaPa“, die wunderbar komisch ist und zugleich tieftraurig. Metin kommt nicht raus aus dem tiefen Loch seiner Depression, die dem Verlust geschuldet ist, den Metin noch nicht verarbeitet hat.

Die Mini-Sadcom „MaPa“ des Privatinternetsenders Joyn wurde dort bereits vor Jahresfrist ausgestrahlt, jetzt zeigt sie – er hat die Serie mit Joyn gemeinsam produziert – der öffentlich-rechtliche ARD-Sender rbb, in der ARD-Mediathek kann sie in den nächsten vier Wochen gestreamt werden. Regisseur Jano Ben Chaabane („Blind ermittelt“, „Schulz in the Box“) hat das in lakonisch-lustiger Traurigkeit gehaltene Drehbuch sowohl hinsichtlich der Dialoge als auch in Bezug auf die Grundstimmung dermaßen gut und unaufdringlich umgesetzt, dass man die acht Teile der Serie glatt hintereinander wegschauen möchte. Das Drehbuch über den depressiven Drehbuchautor Metin stammt von Alexander Lindh („Culpa – Niemand ist ohne Schuld“), der nach eigener Aussage im Urlaub erkannte, dass er als Vater eines Kindes bereits in der Beziehung hoffnungslos überfordert ist. Lindhs Überlegung, wie es dann einem alleinerziehenden Vater oder einer Mutter gehen müsste, wurde damals zur Idee für die Serie und gleich auch zu ihrem Plot.

In einfühlsamen Rückblenden zeigt „MaPa“ Szenen aus Metins Kindheit ebenso wie aus der Frühphase seiner Beziehung mit Emma (Lia von Blarer), die plötzlich an einem Hirnaneurysma stirbt und Metin mit Lene zurücklässt. Heirat, Geburt, Fremdeln mit der neuen Rolle als Eltern: alle Rückblenden werden in wenigen Sequenzen auf Anhieb perfekt eingefangen, auch die Liebe des Paares zueinander. Später ist es die Liebe seiner Mutter („Du vertraust einem Thermometer mehr als deiner Mutter?!“) und seines besten Freundes, die er nicht annehmen und schon gar nicht erwidern kann. Das Team Chaabane und Lindh hat mit „Mapa“ ein feinfühliges Seelenpanorama abgeliefert, das nie, aber auch wirklich nie in Larmoyanz unterzugehen droht und stattdessen Tränen lachen lässt. Dafür stehen als Garantie eine Klobürste, die nicht nur Lenes liebstes Spielzeug ist, sondern auch für einen äußerst komischen Running Gag der Serie herhalten muss. Der Hammer aber sind die Dialoge, die sich durchgehend auf dem Niveau eines Ralf Husmann bewegen. jw

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