Marc Hosemann
Auf der Suche nach dem authentischen jungen Theater in Deutschland stößt man in letzter Zeit immer wieder auf den Namen Marc Hosemann – seit letztem Herbst gibt er den jugendlichen Streuner „Schwein“ in Enda Walshs „Disco Pigs“, abwechselnd in Hamburg und Berlin zu sehen. Jetzt kommt auch der Rest des Landes in den Genuß von Marc Hosemann: In Rainer Kaufmanns „Long Hello and short Goodbye“ ist er der Safeknacker Ben, der, frisch entlassen, doch wieder ein Ding dreht – Hosemanns erste Hauptrolle in einem großen Kinofilm.
CITY.mag: Marc, so viele Safeknacker gibt‘s in Deutschland ja wohl nicht – wie bereitet man sich auf so eine Rolle vor?
Marc Hosemann: Ich versuche gar nicht zu behaupten, daß ich irgendeine Ahnung vom Safeknacken habe; der Beruf ist ja eher wie aus einem Micky-Maus-Heft. Der Typ ist einfach ein kleiner Ganove. Und außerdem hat das ja der Typ geschrieben, der das Drehbuch verfaßt hat, und ich kann nur das spielen, was im Drehbuch steht; das ist die Grundprämisse. Für mich kommt Authentizität nur dann, wenn ich einer Figur glaube, wenn ich irgendwo eine Person dahinter erkenne. Das ist nicht nur Charakter à la „Mann, der ist wild und schräge und hat ‘ne Narbe hier, wow, das ist ja ‘ne richtige Type“. Na gut, Ben in Film trägt einen Oberlippenbart, das hilft wohl auch. Ich fühlte mich kurz an Magnum erinnert, aber meiner ist längst nicht so dicht gewachsen.
CITY.mag: Ist ja nicht das schlechteste Vorbild …
Hosemann: Überhaupt nicht. Magnum ist ne komplett andere Rolle; ist super, find‘ ich, ist meine Lieblingsserie. Würde ich jetzt aber nicht als mein Vorbild bezeichnen.
CITY.mag: Bis auf gelegentliche Kurzauftritte im Kino, etwa in „Kurz und schmerzlos“ und in „Liebe deine Nächste“, ist deine Heimat das Theater. Wird es dabei bleiben?
Hosemann: Kommt darauf an, wer anruft. Ich arbeite gern mit Regisseuren wie Thomas Ostermeier, der einem extrem viel Freiraum läßt, der genau weiß, wo‘s hingehen soll. Einer wie er denkt immer wieder die Geschichte, kommt immer wieder auf die Einfachheit der Geschichte. Für mich ist das die Suche nach Reinheit und Einfachheit nach all diesen aufgeschäkerten Weiß-nicht-was, wo anscheinend irgendeine Pseudobotschaft drinsteckt, wenn auch keiner genau weiß wo.
Interview: Rolf von der Reith