Zum Inhalt springen

Marc Johnson Interview

Von 1978 bis 80 sorgte er im Trio des legendären Jazzpianisten Bill Evans für die tiefen Töne. Bei diversen Produktionen unter dem progressiven ECM Label entwickelte sich Kontrabassist Marc Johnson zum musikalischen Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Der sympathische US-Amerikaner sprach mit uns über Baßgeigen und Langeweile.

K!N: Wie kommt man zum Kontrabaß?

Marc Johnson: Ein bischen zufällig. Als Kind lernte ich Cello. Als dann im High-School-Orchester ein neuer Bassist benötig wurde, sprang ich ein. Zum Jazz kam ich erst später.

K!N: Was ist besonders an Bassisten und ihrem Instrument?

Johnson: Da ist einerseits der körperliche Aspekt. Es sieht ja teilweise so aus, als umarme man den Baß. Der Bassist Steve Swallow hat einmal gesagt, Bassisten seien sehr mitfühlend, da sie meistens die Aufgabe haben, anderen Musikern zu dienen und sie zu unterstützen. Ich denke , in erster Linie sind Bassisten feine Kerle.

K!N: Was hälst du für die typische Berufskrankheit von Jazzmusikern?

Johnson: Ich denke, man kann eher von einem Berufsrisiko sprechen. Du muß mit dem Gefahrenpotential der Langeweile umgehen können. Als Musiker hat man relativ viel Freizeit, mit der man konstruktiv umgehen können muß. Menschen, die nicht gut im Organisieren sind und keine Selbstdisziplin haben, laufen Gefahr, ihr Ziel aus den Augen verlieren, was ja oft genug in Alkohol und Drogenproblemen endet.

K!N: Welche Mißstände würdest du aus politischer Sicht gern beseitigt wissen?

Johnson: Oh Gott. Ich verfolge aufgrund meiner Arbeit das politische Geschehen nicht genug, aber ich wünschte, es würden mehr öffentliche Gelder in Kunst und Kultur fließen. Ich weiß zwar, daß es auch in Europa Einsparungen in diesen Bereichen gibt, aber in Amerika ist die Lage diesbezüglich katastrophal.

K!N: Du stammst aus einer Musikerfamilie. War deine Laufbahn als Berufsmusiker vorprogrammiert?

Johnson: Sicher sind wir auch Produkt unserer genetischen Codierung, aber schon Bill Evans sprach über seine Begabung als 10 Prozent Talent und 90 Prozent harter Arbeit. Wenngleich meine Eltern mir vielleicht auf privater Ebene lieber einen leichteren Broterwerb als den des Musikers gewünscht hätten, haben sie mich in dem, was ich tun wollte immer sehr unterstützt und bestärkt . Ich hätte eigentlich alles machen können, außer vielleicht eine Karriere als Serienmörder zu beginnen.

(wd)

Beitrag teilen: