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Marcy Playground

John Wozniak muß noch lebhafte Erinnerungen an seine Schulzeit haben: Seine Band heißt nach seiner alten Schule, und in den Songs erlebt man die Welt als groß, laut und verwirrend – eben mit den Augen eines schüchternen Jungen, der lieber nicht auf den Pausenhof geht, weil einen da die Großen hänseln oder kloppen. Aber gut sublimiert, John: Das Album „Marcy Playground” (EMI) ist melodieseliger und dennoch leicht schräger Gitarrenpop – lauter Songs, die bleiben werden.

KULTUR!NEWS: John, was für Erfahrungen machst du mit dem Ruhm, der nun schließlich kommt?

John Wozniak: Das Seltsamste ist es, deinen eigenen Song im Radio zu hören. Ich denke nicht, daß wir die allergrößte Band der Welt sind, aber was da sonst gespielt wird, ist doch der allerletzte Dreck. Es hört sich nicht einmal handwerklich gut gemacht an. Ich will gar nicht über andere Bands herziehen, aber es verblüfft mich immer wieder, womit selbst Bands, die sich Alternative nennen, durchkommen. Dieses Label bedeutet heute sowieso nur noch Mainstream.

K!N: War deine Heimatstadt St. Louis kein gutes Pflaster für einen Jungmusiker?

Wozniak: Kommt drauf an, was für Musik du machen willst. Letztlich ist die Stadt zu klein, aber immer noch besser als Olympia, Washington, wo unser Drummer Dan herkommt. Da gab es nur Punkrock, weil keiner mehr als drei Akkorde kannte. Da ist er, wie wir alle, nach New York geflüchtet. Wo soll man auch hingehen? Los Angeles ist viel zu kommerziell und viel zu grell. Außerdem fahre ich nicht Auto.

K!N: „Vampires of New York” ist ein Song darüber, neu in New York zu sein – es sind mittlerweile sicher weitere Themen hinzugekommen … ?

Wozniak: Klar, nur darüber zu schreiben, verliert irgendwann seinen Reiz. Ich mag New York immer noch sehr gern, aber die Faszination des Neuen ist nach den Jahren natürlich weg. Ich schreibe inzwischen manchmal fast ernsthafte Songs. In „Dog and his Master” zum Beispiel geht um das Establishment und über den Anarchisten, der dagegen angeht, aber am Ende sind doch alle gleich: Futter für die Würmer; Aber es richtet sich gegen nichts bestimmtes – eher gegen alles …

K!N: Kann also auch alles zu einem Song werden?

Wozniak: Klar! ich könnte auch einen Song über diese Kekse schreiben. Die sind übrigens ziemlich gut. Kriegt die jede Band hier?

Interview: Rolf von der Reith

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