Maria Serrano
Eine Tapasbar in Sevilla. An den Wänden Fotos von Torreros, auf den simplen Holztischen Teller mit jamon serrano und queso manchego, drumrum eine fröhliche Truppe von Tänzern und Musikern. Nur die schöne Frau in ihrem hautengen Schlangenoptik-Kleid sitzt kerzengerade etwas abseits. Sie wirkt melancholisch, dabei ist sie der Star: Maria Serrano, Königin des Flamenco. Vergangene Nacht, klärt ihre Assistentin auf, klapperte es in der Küche. Als sie nachsah, entdeckte sie Maria, die in Hausschuhen schlafwandelnd im über die Fliesen schwebte. „Ja, ich bin furchtbar nerviosa“, gibt Maria, die derzeit in Stuttgart lebt, mit heiserem Timbre zu. Im deutschsprachigen Raum ist die 29Jährige u a. durch André Hellers „Magneten“ bekannt, anerkannt und beliebt. Aber hier in Sevilla,ihrer Heimat und dem Zentrum des Tanzes, der dereinst über Indien und Nordafrika nach Andalusien kam, kennt sie niemand. Noch dazu ist ihr Stück „Ritmo“, das morgen auf der XI. Bienal de Flamenco Premiere feiern wird, das erste mit ihrer eigenen Kompagnie – und ein Novum dazu: „Ritmo“ ist Flamenco mit einem guten Schuss Kuba.
„Der Flamenco ist wie ein Tintenfisch“, sagt Maria, „der Körper ist stabil, und mit seinen Armen greift er nach neuen Einflüssen, die er in sich aufnehmen kann, wie Son oder Rumba.“ Die Erfahrungen beim Casting auf Kuba hat Maria gleich zum Inhalt von „Ritmo“ gemacht. Es geht um Faszination und Eifersüchteleien, wenn der exakte Tanzstil der Andalusier und die spontane Lebenslust Kubas aufeinander treffen. „Es ist toll und schwierig, mit Leuten zu arbeiten, die alles in eine Party verwandeln“, erinnert sich Maria an die Proben. Irgendwie hat es dann doch geklappt, und nun wirbeln elf Tänzer in farbenprächtigen Kostümen anderthalb Stunden zu den swingenden Rythmen des kubanischen Pianisten Ramon Valles und den traditionellen canciones über die Bühne. In den puren Flamenco-Szenen umkreisen Maria und ihr spanischer Partner Antonete einander in einem sinnlichen Pas de deux; Höhepunkt der Show aber ist Marias Solo, in dem sie zeigt, wie viel eine Bewegung des Beckens oder eines Fingers über Schmerz und Glück mitteilen können. Das hat auch die Presse in Sevilla erkannt: „Maria Serrano hat ihre Chance genutzt. Sie ist eine Tänzerin von großer Kraft und enormer Schönheit.“ Selbst mitternachts vor dem Kühlschrank.
Teresa Schell