Max Mutzke
Er bezieht politisch Stellung, doch Max Mutzke schaltet auch bei jedem Konzert den Flirtmodus an.Interview: Steffen Rüth
Max, geht es in dem Song „Zugabe“ vom aktuellen Album „Colors“ etwa darum, dass du dich im Konzert in eine Besucherin verliebst?
Max Mutzke: Nur im übertragenen Sinne (lacht). Was allerdings wirklich stimmt: Wenn ich das Publikum vor mir habe, picke ich mir immer einzelne Leute raus, um mit ihnen zu flirten. Nicht im sexuellen Sinne, sondern so, dass ich immer wieder den Blick in diese individuellen Gesichter suche, um an ihnen die Stimmung der Masse spüren zu können.
Du lebst in Waldshut-Tiengen im tiefsten Schwarzwald und bist seit deiner ESC-Teilnahme im Jahr 2004 in Deutschland ein bekanntes Gesicht. Wäre dein Leben nicht einfacher, wenn du etwa in Hamburg oder Berlin wohnen würdest?
Mutzke: Kann sein, aber ich möchte auf jeden Fall im Schwarzwald alt werden. Ich liebe meine Heimat und freue mich wie ein kleines Kind auf die im Schnitt fünf, sechs Tage im Monat, an denen ich zu Hause bin und ganz normale Sachen mache.
Was denn zum Beispiel?
Mutzke: Aufs Amt zu gehen und den Wohnsitz unseres neuen Au-Pair-Mädchens anzumelden. Wir hatten schon Mädchen aus Südafrika, Bhutan, Nepal und Indonesien. Das ist für beide Seiten unheimlich lehrreich und bereichernd. Das Mädchen aus Bhutan konnte etwa nicht Radfahren und nicht schwimmen. Wir haben ihr das alles beigebracht.
Bhutan gilt als eines der glücklichsten Länder der Welt.
Mutzke: Die Regierung bindet die Menschen stärker ein und trifft Entscheidungen danach, was die Bevölkerung glücklich macht. Die Leute werden gefragt, ob sie lieber ein Stadion oder lieber eine Autobahn hätten.
Du sprichst dich bei jedem Konzert klar gegen Rechtsextremismus aus. Erreichst du die Leute?
Mutzke: Die blöden Hunde, die auf die Straße gehen mit ihren Bomberjacken und Stiernacken, die erreiche ich sicher nicht. Es gilt, um die Leute dazwischen zu kämpfen. Egal, in welcher Besetzung ich auf der Bühne stehe, mindestens die Hälfte der Musiker stammt nicht aus Deutschland. Die multikulturelle Gesellschaft ist Fakt, das wird sich nicht mehr ändern – und das ist herrlich so. Begegnungen mit Menschen, die etwa eine andere Nationalität oder Hautfarbe haben, machen einen viel reicher und glücklicher.