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Max Riemelt: Shooting Star des deutschen Films

Max Riemelt erhält auf der Berlinale den Preis des "Shooting Stars" des deutschen Films – mit gerade mal 20 Jahren. Grund für ein Interview mit dem Schauspieler.

Im Februar erhält Max Riemelt auf der Berlinale den Preis des „Shooting Stars“ des deutschen Films 2005. Und das mit gerade einmal 20 Jahren. Dass man sich in diesem Alter schon mit einem Thema wie dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen muss, fordert Riemelt vehement im Interview.

_ulysses: Max, das Dritte Reich ist das dunkelste Kapitel Deutschlands, vielleicht der ganzen Weltgeschichte. Wie bist in deinem Alter an so etwas herangegangen?
Max Riemelt: (atmet langsam aus) Die Frage ist eher: Wie soll man da rangehen? Wenn man als Schauspieler etwas vermitteln will, muss man so neutral an den Stoff rangehen wie möglich. Man musste sich speziell mit dem Thema der Napola auseinandersetzen, mit den Schülern, speziell der Jugend. Wir haben gelesen, Filme geguckt, durften Zeitzeugen treffen. Jugendliche waren in dieser Zeit unter diesen Umständen die idealen Opfer.

_ulysses: Wie hast du dich gefühlt, als du im Film authentische NS-Uniformen getragen hast?
Riemelt: Das ist sehr unangenehm. Wenn man aber jeden Tag dreht, dann macht man sich darüber keinen Kopf mehr. Man spielt einfach.

_ulysses: Hattest du Zweifel, die Rolle zu machen?
Riemelt: Ich hatte überhaupt keine Zweifel. Die Rolle war wie ein Geschenk und eine große Herausforderung.

_ulysses: Hast du dich vorher mit dem Nationalsozialismus beschäftigt?
Riemelt: Eigentlich nicht besonders. Durch den Film habe ich damit begonnen. Das war wichtig, und es wäre auch wichtig für jeden Schüler in unserer heutigen Zeit, sich damit auseinanderzusetzen – es ist ihre eigene Geschichte. Ich weiß, wie schwierig das ist, wenn man in der Schule diesen furztrockenen Stoff vor die Füße geworfen bekommt; Lehrer arbeiten da nur ihren Stoff ab. Natürlich gibt es auch andere Faktoren wie die Werteverschiebung der Jugendlichen.

_ulysses: Was meinst du?
Riemelt: Die haben Fernsehen im Kopf, Jambaspielen, irgendwas. Da müssen Lehrer und Schüler schon aufeinander zugehen. Das Thema wird als so ungeheuer wichtig dargestellt – aber dafür, dass es so wichtig ist, wird es viel zu wenig behandelt.

_ulysses: Die Menschen sind anscheinend überfordert mit einer so unfassbaren Thematik.
Riemelt: Viele Leute sind einfach total desinteressiert. Bei denen kommen viele Themen gar nicht mehr an. Da kann man nichts machen, den Leuten kann man nicht helfen.

_ulysses: Hast du „Der Untergang“ gesehen?
Riemelt: Ja. Aber der Film hat meiner Meinung nach viele Leute aus Sensationslust ins Kino gezogen, einfach weil es für manche wohl geil ist, Hitler zu sehen. Ich habe mich gefragt: Was hat der Film für eine Aussage? Und da war ein großes Fragezeichen. Über Hitler wurde schon alles gesagt. Aber es ist sehr wichtig, das die Tabuisierung von bestimmten Themen dadurch gebrochen wurde.

Interview: Volker Sievert

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