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Michael Gracey: Ein Affe und die Magie der Augen

Regisseur Michael Gracey dreht mit „Better Man – Die Robbie Williams Story“ einen außergewönlichen Film. Ein Affe spielt den Popstar.
(Foto: Tobis Film)

Sein Film „Better Man – Die Robbie Williams Story“ zeigt uns einen Affen als Star. Wie das funktioniert? Wir haben Michael Gracey gefragt.

Michael Gracey, „Wieso ein Affe?“ dürfte die meistgestellte Frage sein. Deshalb: warum wird Robbie Williams als Schimpanse dargestellt und wieso kann das Publikum mit dem Affen mitfühlen?
Michael Gracey: Es ist wie ein magischer Trick. Für die meisten Zuschauer verschwindet der Affe einfach, denn es sind tatsächlich Robbies Augen und Augenbrauen, die wir mittels modernster Tricktechnik in das Gesicht des Affen eingebaut haben. Auf psychologischer Ebene haben wir als Menschen Mitgefühl mit Tieren. Wenn Tiere leiden, ist es schwer für uns, das anzusehen. Dazu kommt das großartige Spiel von Jonno Davies, der Robbie mit allen Gesichts- und Körperbewegungen perfekt darstellt. Das alles zusammengefasst lässt einen mehr sehen als einen Affen. Außerdem habe ich in der Begleitung von Robbie die Erfahrung gemacht, dass wo auch immer wir zusammen sind, jeder nur ihn anstarrt. Das kommt dem Vergleich eines Affens im Zoo schon sehr nahe …

Unsere ausführliche Filmrezension zu „Better Man – Die Robby Williams Story“ finden Sie hier.

Es benötigte für Robbie viel Mut, die dunkelsten Passagen seines Lebens in „Better Man – Die Robbie Williams Story“ zur Schau zu stellen, und für dich und deine Vision bestimmt ebenso viel Kraft, seine Figur gegen alle Widerstände als Affen zu präsentieren. Hat euch das während der sechs Jahre Arbeit an dem Film zusammengeschweißt?
Michael Gracey: Wir sind uns in den ersten zwei Jahren sehr viel nähergekommen, als wir zunächst nur lange und intensiv miteinander gesprochen haben. Als es dann konkreter in die Umsetzung auch der schweren Zeiten seines Lebens ging, fühlte er sich deshalb bereits gut aufgehoben, weil er sich darauf verlassen konnte, dass ich seine Geschichte sensibel und vertrauensvoll erzählen würde. Ihm war es wichtig, dass die schmerzhafte Episode mit seiner damaligen Freundin Nicole Appleton nur mit ihrer engen Beteiligung und Erlaubnis auf die Leinwand kommen würde. Mir fällt wirklich keine andere öffentliche Figur ein, die sich in dieser Form so offen auch von ihrer schlechtesten Seite präsentieren würde, wie Robbie es getan hat. Was mich angeht, waren alle glücklich über die Kombination Robbie Williams und mich, dem Regisseur von „The Greatest Showman“. Meine schwerste Aufgabe war es nur, jeden von dem Affen zu überzeugen (lacht).

In der kürzlich erschienenen BBC-Dokumentation „Boybands Forever“ kommen sowohl Robbie als auch der ehemalige Take That-Manager Nigel Martin Smith zu Wort, der in „Better Man“ nicht besonders gut wegkommt. Ist es vorstellbar, dass es in 2025 noch diesen Typ Manager gibt, der seine meist sehr jungen Künstler auf fragwürdige Art und Weise behandelt?
Gracey: Die Zeiten haben sich hoffentlich geändert. In gewisser Weise haben sie das – in anderer nicht, denn durch Social Media hat sich die öffentliche Beurteilung von jungen Menschen – Popstars oder nicht – auch bereits drastisch verändert. Es geht also über das Musikbusiness hinaus.

An einer Stelle des Films könnte man denken, dass die Figur des Affen sich zum echten Robbie transformiert, um darzustellen, dass sich auch die Figur verändert hat. War das beabsichtigt?
Gracey: Wir haben darüber gesprochen, aber wenn man Robbie heute kennenlernt, stellt man fest, dass er noch immer zu weiten Teilen wie ein Zirkusaffe funktionieren muss (lacht). Er ist also noch weit davon entfernt, die Maske fallen zu lassen. Es geht ihm deutlich besser als früher. Er ist verantwortungsvoller geworden und hat eine Familie gegründet Aber er ist noch immer ein getriebener und von Dämonen geplagter Mann. Ich wollte die Geschichte nicht damit enden lassen, dass nun alles in bester Ordnung ist. Außerdem hat der Kinozuschauer den ganzen Film mit dem Affen verbracht und mit ihm gezittert. Da soll nicht plötzlich am Ende irgendein Typ auftauchen und alles kaputt machen.

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