Michael Kaeshammer im Interview: Piano als Vehikel
In Kanada und China ist er ein Star. In seinem Heimatland lernen wir den Pianisten, Sänger und Songschreiber jetzt erst so richtig kennen.
Michael, was zeichnet einen brillanten Pianospieler aus?
Michael Kaeshammer: Es gibt die Menschen, die das Instrument einfach nur spielen. Und dann gibt es solche, die wirklich mit dem Klavier verschmelzen, sich mit ihm vereinen. Und den Unterschied hörst du einfach. Ich achte darauf, das Piano als Vehikel zu nutzen, mit dem ich in meine Gefühlswelt eintauchen kann. Da kommen beim Komponieren mal sentimentale Balladen wie „It will always be you“, aber auch viele schnelle Nummern wie „Turn it up“ raus.
Auf dem Cover deines Albums „Turn it up“ steht dir das Wasser nicht ganz bis zum Hals, aber doch schon bis zur Brust.
Kaeshammer: Für das Shooting war ich mit meiner langjährigen Fotografin Tine Acke in Hamburg unterwegs. Am Ende gefiel uns das Bild am besten, das im Pool des Atlantic-Hotels entstanden ist.
War Tines Lebensgefährte Udo Lindenberg auch dabei?
Kaeshammer: War er. Wir haben uns lange über Musik unterhalten. Er ist genauso leidenschaftlich und genreübergreifend am Start wie ich.
Die ganze Platte sorgt für gute Laune. Bist du ein positiver Mensch?
Kaeshammer: Voll. Nichts auf der Welt macht mir so viel Freude wie Klavier zu spielen. Diesen Spaß übersetze ich in Songs. Als Kind haben mir Boogie Woogie und Jazz am besten gefallen, weil mein Vater das gern gespielt hat. Später sind Pop, Rock und Soul dazugekommen. Für mich kann alles ein Einfluss sein, ich wollte mich aber nie auf eine Richtung beschränken. Ich bin einfach Sänger und Pianist, das Genre ist dabei nicht relevant.
In „Turn it up“ singst du über wilde Küchenpartys tief in der Nacht. Eine Kochshow hast du tatsächlich auch, „Kaeshammer’s Kitchen“ läuft im kanadischen TV und geht bald in die zweite Staffel.
Kaeshammer: Die Idee ist während der Pandemie entstanden. Ich koche zusammen mit einem musikalischen Gast, wir essen und spielen zusammen Klavier. Supersache. Vor allem, wenn sich rausstellt, dass der Gast überhaupt gar nicht kochen kann. (lacht) Demnächst haben wir Chuck Leavell in der Show, den Pianisten der Rolling Stones. Der spielt mit den Stones in Vancouver im Stadion, und an seinem freien Abend kommt er zu uns.
Du bist im badischen Offenburg geboren und als 18-Jähriger mit deiner Familie nach Kanada ausgewandert. Deine Eltern sind später zurückgekehrt, dein Bruder und du, ihr seid in Kanada geblieben. Bist du mehr Deutscher oder mehr Kanadier?
Kaeshammer: Ich habe den kanadischen Pass, und in dem steht, dass ich in Offenburg geboren wurde. Ich bin beides. Es war schade, dass ich die deutsche Staatsbürgerschaft abgeben musste, als ich die kanadische angenommen habe. Heute wäre beides möglich. Ich fühle mich als Deutscher, auch meine Partnerin ist Deutsche, sie hat für das deutsche Konsulat in Vancouver gearbeitet, aber ich lebe sehr gern in Kanada und möchte dort auch nicht wieder weg.
Was wirst du bei deiner Tour auf der Bühne anziehen?
Kaeshammer: Ich werde einen Anzug tragen. Dazu Turnschuhe, vielleicht ein langärmeliges T-Shirt oder Rollkragen – aber schon ein bisschen chic. Ich möchte auf der Bühne nicht aussehen, als wäre ich gerade von der Straße reingekommen.