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Michelle Haimoff: Die besten Tage unseres Lebens

„Hätte es sich bei meinem Leben um eine Fernsehserie gehandelt, wäre er vier Staffeln hinterher gewesen.“ So oder vergleichbar substanzlos klingt es, wenn Hailey moniert, ihr Vater hätte kaum mehr an ihrem Leben Teil, seit er und ihre Mutter sich haben scheiden lassen. Oder wenn sie die langwierige Post-Collegeabschluss-Jobsuche beklagt. Oder ihre unerwiderte Liebe zum Traumtypen.

„Die besten Jahre unseres Lebens“ entwirft ein exemplarisches Portrait New Yorker Twentysomethings die – oho! – trotz reicher Eltern nicht recht glücklich werden. Mindestens Hailey wird es nicht: Während es nicht weiter erwähnenswerten Randfiguren noch gelingen mag, auf Indifferenz, Koks und elterlicher Wohlhabenheit durch die Stadt zu schweben, schlingert sie auf zumeist eher halbherziger Suche nach Moral- und Sinnstiftendem, um wiederholt aus dem Gleichgewicht zu geraten. Wie ausnahmslos alle Figuren des Romans gleicht sie dabei den Eiswürfeln in ihrem Absolut Mandarin Tonic: Sie dümpelt herum, ist abgesehen von ihrer Kühle und Durchscheinbarkeit eher eigenschaftsarm und verwässert auf Dauer eine Geschichte, die durchaus hätte spannend sein können.

Klar, man könnte jetzt sagen: Aber der konsequente Verweis auf populäre US-Fernsehsitcoms, teure Bekleidungsmarken und gastronomische must-knows soll ja wie ein New-York-Führer für verhätschelte Upper-Class-Dümmlinge wirken und das klischierte Geschnatter zwischen Lästerei und Selbstgerechtheit wie der inhaltslose Abklatsch eines inhaltlosen Schablonenfilms über Collegekids, denn das mache schließlich die Sprengkraft dieses Romans aus, die Fallhöhe, darin Läge das entlarvende Potenzial. Man kann sich allerdings auch einreden, Nerze wären furchtbar niederträchtige Tiere, die das Leben nicht verdient hätten.

Und wer einen Infinitypool tatsächlich für unendlich hält, kann womöglich auch Bedeutsamkeit in dieses Buch lesen. Alle anderen werden jenseits des phlegmatischen Plaudertons der Protagonistin, der vereinzelt schmunzeln macht, nicht einmal aufgrund des augenscheinlich anlasslosen und seltsam unverhandelten Themenhintergrunds des elften Septembers etwas entdecken, dass sich aus diesem Buch mitzunehmen lohnte.

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