Midge Ure
Hits wie „Dancing with Tears in my Eyes“ machten Ultravox zu den Ikonen der 80er Jahre. Nachdem ihr Sänger Midge Ure gemeinsam mit Bob Geldof die Benefiz-Gigafete „Band Aid“ auf die Beine gestellt hatte, startete er seine Solo-Karriere. Jetzt tourt der Schotte mal wieder durch Deutschland.
city.mag: Midge, willst du jetzt die 80er Jahre musikalisch wieder aufleben lassen?
Midge Ure: Im Vergleich zu meiner letzten Platte hat sich der Sound bei „Move me“ drastisch verändert. Der Vorgänger klang sehr organisch, weil ich verstärkt mit akustischen Instrumenten arbeitete. Dieses Mal habe ich dagegen auf Synthesizer und E-Gitarren zurückgegriffen. Das hat aber nichts mit einem 80er Jahre-Revival zu tun. Ich habe mich intuitiv in diese Richtung bewegt.
city.mag: Alte Ultravox-Stücke standen demnach nicht Pate?
Ure: Keinesfalls. Den ganzen Ultravox-Kram ertrage ich heute nicht mehr. Wenn ich mir die alten Lieder anhöre, denke ich: „Das war totaler Schwachsinn.“ Nur für „Vienna“ und „Dancing with Tears in my Eyes“ kann ich mich noch begeistern, weil sie mich wirklich berühren.
city.mag: Muss gute Musik bei dir Emotionen wecken?
Ure: Unbedingt. Ich denke, dass mein neues Album diese Qualität hat. Darum habe ich es „Move me“ genannt. Mich selbst hat allerdings in den letzten zehn Jahren kaum Musik berührt. Die ganzen Britneys und Boygroups klingen doch alle gleich. Diese Entwicklung macht mir Angst.
city.mag: Und deshalb hast du den Song „Alone“ …
Ure: In gewisser Weise ja. Ich lasse mir nicht von einem Mainstream-Produzenten Hits schreiben. Bei dieser Scheibe war ich vom Songwriting über die Produktion bis zur Technik für alles allein verantwortlich. Mir hat kein Anderer erzählt, was an meiner Arbeit gut oder schlecht ist. Ich war völlig auf mich selbst gestellt. Da gab es durchaus Momente, in denen ich mich hilflos und einsam fühlte.
city.mag: Kann der Mensch seine Einsamkeit mit Worten bekämpfen?
Ure: Natürlich. In dem Stück „Words“ habe ich über die Wirkung von Worten nachgedacht. Als ich jung war, las ich nie. Bücher entdeckte ich erst innerhalb der letzten zehn Jahre für mich. Meine Leseleidenschaft wurde erstaunlicherweise durch das Internet geweckt. Auf meiner Homepage studierte ich die Anmerkungen meiner Fans zu meinen Songs. Dabei begriff ich, wie sehr meine Worte andere Menschen bewegen. Das war für mich der Auslöser, „Words“ zu schreiben.
Interview: Dagmar Leischow