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Mika Kaurismäki

Wenn Johnny Depp in einem Film umsonst mitspielt, weil er von dem Projekt überzeugt ist, kann das Ding nicht ganz schlecht sein. Mika Kaurismäki ist es gelungen, Depp für seine „L. A. without a Map“ zu gewinnen. Da ist es sein Antlitz vom Filmplakat zu „Dead Man“, das den Loser Richard – Bestattungsunternehmer aus Bradford auf der Suche nach seiner großen Liebe in Hollywood – auf den rechten Weg zurückführt …

CITY.mag: Mika Kaurismäki, wie war es, das erste Mal in Hollywood zu drehen – das heißt, auf den Straßen Hollywoods?

Mika Kaurismäki: Ich habe wohl gewußt, daß es sehr schwierig ist, in Hollywood Filme zu drehen – was ein Paradox ist, denn eigentlich ist es ja die Hauptstadt des Kinos. Man tut alles, um alles möglichst schwierig und möglichst teuer zu machen. Alles, was hinter der Kamera passiert, ist viel wichtiger, als das, was vor der Kamera passiert. Die Hierarchie ist sehr starr; das macht alles sehr langsam. Das kann eigentlich nur funktionieren, wenn man sehr viel Geld zur Verfügung hat. Es ist wie in einem schlechten kommunistischen System – und das in der Hauptstadt des Kapitalismus.

CITY.mag: Ist der Film als Satire auf Hollywood oder als Liebesfilm gedacht?

Kaurismäki: Als Balance zwischen beiden; man kann ihn, wenn man will, auch nur als Liebesgeschichte sehen, aber es gibt eben auch andere Ebenen. Ich finde, der Film ist noch sehr nett Hollywood gegenüber; man hätte auch noch viel gemeiner sein können.

CITY.mag: Daß Sie Road Movies sehr zuneigen – ist das Ausdruck der finnischen Sehnsucht nach dem Woanderssein?

Kaurismäki: Das auch, aber von klein auf waren Western meine Lieblingsfilme, und da ist man ja dauernd unterwegs. Nur statt der Pferde hat man jetzt Autos. Ich sehe meine Roadmovies als moderne Western.

CITY.mag: Die aber stets realistisch bleiben müssen?

Kaurismäki: Manchmal gucke ich mir Effektfilme ganz gerne an, aber das würde ich niemals selber machen wollen. Für mich ist jeder Film ein Dokumentarfilm. Deswegen drehe ich auch nicht gern im Studio, sondern an Originalschauplätzen. Ich würde meine Figuren nicht gerne vor der Blue Screen mit Mumien, Monstern oder Comicfiguren kämpfen lassen.

Interview: Rolf von der Reith

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