Mirella Schulze nervt die Umwelt
Autor Ralf Husmann lässt eine deutsche Greta auf uns los: Die Serie „Mirella Schulze rettet die Welt“ startet jetzt auf TVnow
Eine frühreife, naseweise Klimaschützerin treibt ihre gesamte Umgebung in den Wahnsinn – weil sie die tiefen Lebenslügen der Eltern, Geschwister, Lehrer und Arbeitgeber vor Ort offenlegt. Die Serie „Mirella Schulze rettet die Welt“ ist eine schwarzhumorige Satire aus der Feder von Ralf Husmann („Stromberg“, „Merz gegen Merz“, „Frau Jordan stellt gleich“). Sie kann ab sofort auf TVnow gestreamt werden. Jonas Grosch und Sinan Akkus führten Regie. Husmanns Handschrift kann man schon nach fünf Minuten unzweifelhaft erkennen: Dialoge und Statements im Stakkato fordern Akteure wie Publikum – wer sich amüsieren will, muss genau und ohne Ablenkung zuhören.
Ralf Husmann hat sich mit der 13-jährigen Mirella (Tilda Jenkins) eine deutsche Greta Thunberg ausgedacht, die schon mit zehn Jahren politisch aktiv wurde und nicht nur die eigene Familie gehörig auf Trab hält: In der Schule dreht man am Rad, der Bürgermeister wanzt sich taktisch an die Aktivistin ran, und der Geschäftsführer des größten örtlichen Unternehmens – eine Chemiefirma – kapituliert, ohne es selbst zu merken: „Wir müssen das Dings bestimmen, das … … … Narrativ. Sagt der Scheffler.“ Husmanns Serie gelingt der Spagat: „Mirella Schulze rettet die Welt“ ist beste Unterhaltung und deckt gleichzeitig unsere heuchlerische Verlogenheit im Umgang mit klimapolitischen Forderungen auf. Der Vater ein nicht gerade klimafreudlicher Fernfahrer, die Mutter im Chemieunternehmen beschäftigt und direkt dem Geschäftsführer zuarbeitend; die Geschwister nicht clever genug, um ansatzweise zu verstehen, was Mirella denkt und will.
„Mirella Schulze rettet die Welt“ macht damit den Spagat: Einerseits kommen die schon erwähnten Husmann’schen Sprüche zur Lebensweisheit so pünktlich wie bei ihm gewohnt. Andererseits kommen manchmal nicht mehr alle Schauspieler beim Performen hinterher, wenn sie diesen Text glaubwürdig rüberbringen sollen. Und drittens hat die Serie – es ist ja ein Familienformat – ihre inhaltlich und formal berechtigten Pausen beim Produzieren von schwarzem Humor. Vor allem, wenn Mirella im Mittelpunkt seht, kehrt Normalität ein. Nicht sie, die von allen zur bösen Kompromissverweigerin gestempelt, kommt seltsam rüber – alle anderen um sie herum sind es, die im Grunde ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen und das ganz gerne ein bisschen untern Teppich kehren würden. jw