Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs: Schaubühne, Berlin
Völkermord, Rechtsradikale, Waffenhändler: Milo Rau geht dahin, wo es wehtut. Sein Stück „Mitleid“ hatte jetzt in Berlin Premiere.
Auch wenn man seine moralischen Radikalität als selbstgerecht ablehnen mag: Milo Rau ist einer der prägendsten Regisseure im deutschsprachigen Theater der vergangenen zehn Jahre. Im Grenzbereich zwischen dokumentarischem Theater, aufwändiger Recherche, aktionistischen Formen und etwas, das er Reenactment nennt, hat der Schweizer eine ganz eigene Ästhetik entwickelt, die sich nur schwer kategorisieren lässt. Trotz allem Erfolg gelang es noch keinem Theater, Rau eng an sich zu binden, vielleicht sind seine Projekte zu spezifisch, um ganz ins Stadttheater eingemeindet zu werden.
Auch „Mitleid“ ist eine Produktion des europäischen Theaternetzwerks Prospero, in dem neben der Schaubühne, Theater und Festivals aus Rennes, Lüttich, der Emilia Romagna, Göteborg, Zagreb und Athen beteiligt sind, aber, immerhin: Es spielt Schaubühnen-Ensemblemitglied Ursina Ladi, also kann man das Stück guten Gewissens als Berliner Produktion bezeichnen.
In Interviews mit NGO-Mitarbeitern, Geistlichen und Emotionsforschern arbeitet Rau letzte Fragen heraus: „Wie ertragen wir das Elend der Anderen, warum schauen wir es uns an? Wie wurde aus dem Mit-Leiden (…) eine globale Industrie? Wann ist Gefühl Politik, wann Geschäft? Wie spielen wir, und wo endet es: unser aller Mitleid?“