Moby über „Always centered at Night“: Liebe? Lieber nicht!
Er hat sich jahrelang geweigert, doch jetzt geht Moby wieder auf Tour. Skeptisch aber bleibt er, was die Zweisamkeit angeht.
Moby, bist du jetzt vom Tagmenschen zurück zum Nachtmenschen mutiert?
Moby: Nur in meiner Fantasie. Heute Morgen bin ich wie meistens um 6 Uhr aufgestanden, habe mir einen lächerlich gesunden Smoothie mit Roter Bete, Kohl und Kurkuma gemixt und die New York Times gelesen. Und nachher will ich, wie fast jeden Tag, gern noch raus in die Natur und ein bisschen wandern.
Was war denn die kreative Triebfeder für dein sehr wohlig und umarmend klingendes neues Album „Always centered at Night“?
Moby: Mein Erinnerungsschatz. Ich lebe seit fast 15 Jahren in Los Angeles, und zwar nicht wegen des Glamours, sondern wegen der einzigartigen Nähe zur Natur, die ich hier habe. Aber großgeworden bin ich im New York der frühen bis mittleren 80er-Jahre. In diese Zeit reise ich mit der neuen Platte zurück, die Sounds sollten die Wärme widerspiegeln, die ich damals in dieser Riesenstadt empfunden habe.
Auf dem Album fallen vor allem die wunderbaren Sänger:innen auf. Bis auf Lady Blackbird sind die Namen wohl nur Kenner:innen ein Begriff.
Moby: Das war Absicht. Ich habe ganz bewusst nach neuen Stimmen gesucht und viele Tipps aus meinem Freundeskreis bekommen. Dann habe ich diese tollen Menschen etwa im Sudan oder in Holland kontaktiert und diese atemberaubenden Gesangsbeiträge zurückbekommen. Ich hatte lediglich grobe Songgerüste geschickt. Sie sollten alle Freiheiten haben und nur eines nicht tun: nach dem typischen, konventionellen Pop anno 2024 klingen.
Kannst du der Musik von Taylor Swift etwas abgewinnen?
Moby: Ich habe Freunde, die sie sehr schätzen. Denen zuliebe höre ich mir manchmal was von ihr an. Für mich sind es ihre Songtexte, die das Besondere ausmachen. Sie singt über Beziehungen, gern mit anderen Prominenten. Das fasziniert die Menschen – aber nicht mich.
Stichwort Beziehungen: Du sagst, du hast seit zehn Jahren kein Date mehr gehabt. Bist du durch mit den Themen Liebe und Sex?
Moby: Ich habe eine kleine Liste meiner Leidenschaften gemacht – Musik, Natur, Tierschutz, Politik. Das alles erscheint mir bedeutungs- und verheißungsvoller, als mich mit Frauen zu treffen.
Wärst du auf deinen Wanderungen nicht manchmal gern in Gesellschaft?
Moby (lacht): Ich werde oft genug unfreiwillig Zeuge der Unterhaltungen, die Leute beim Wandern so führen. Die letzte Folge des „Bachelor“? Wie teuer die Autoreparatur wieder war? Im Ernst, da laufe ich doch lieber allein.
Allerdings hast du das Touren jahrelang ähnlich vehement abgelehnt wie jetzt eine Beziehung. Und nun kehrst du auf die Bühne zurück?
Moby: Wenn es nach mir ginge, würde ich lieber zu Hause bleiben. Aber mein Manager hat mich ausgetrickst. Er meinte: Geh’ doch auf Tour und spende deinen gesamten Verdienst an Tierschutzorganisationen. Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Und ein bisschen freue ich mich jetzt sogar auf die Bühne.
Und auf die Menschen?
Moby: Sogar auf die Menschen. Ich verspreche, ich werde allen die beste Show liefern, die in mir steckt. Niemand soll enttäuscht nach Hause gehen!