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„Moisturizer“ von Wet Leg: Liebe und Hiebe

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(Foto: Alice Backham)

Auch nach dem Supererfolg der letzten Jahre teilen Rhian Teasdale und Hester Chambers noch kräftig aus. Und doch ist beim zweiten Album von Wet Leg etwas grundlegend anders.

Ach, die Liebe. Rhian Teasdale, Sängerin, Gitarristin und gemeinsam mit der Gitarristin Hester Chambers sowohl Gründerin als auch Anführerin der fünfköpfigen Band Wet Leg, ist lange Zeit davon überzeugt gewesen, dass das Grundkonzept dieser Emotion großer Quatsch ist. Jungs, Männer, Typen seien ganz in Ordnung, um ein bisschen Spaß mit ihnen zu haben. Hin und wieder folgenloses Geknutsche oder auch beiläufiger Sex: keine komplett dummen Ideen. Aber für so ein richtiges Beziehungsleben hat sich die Musikerin von der im Süden Englands gelegenen Isle of Wight nun so gar nicht gemacht gefühlt. Doch bei einem Festival in Portugal, bei dem Wet Leg im Sommer 2021 als aufgehender Stern am Indierockhimmel gespielt haben, ist dann etwas zutiefst Verstörendes passiert: Rhian Teasdale hat sich verliebt – und das sogar heftig. „Plötzlich war da diese Energie“, hat sie dem Guardian erzählt. „Ich dachte nur: Ohhh. Dabei war ich nicht ansatzweise auf der Suche gewesen – aber so ist das ja immer.“ Die Person, mit der Rhian praktisch seit diesem denkwürdigen Tag zusammen ist, sei überdies kein Mann, sondern nichtbinär. „Mir war überhaupt nicht bewusst, dass ich queer bin“, sagt sie. Aber so ist es jetzt eben.

Plötzlich Love Songs

Und da auch Hester Chambers mit dem Wet-Leg-Keyboarder und Gitarristen Josh Mobaraki glücklich liiert ist, gibt es jetzt eben all diese Love Songs auf „moisturizer“, dem sehnlichst erwarteten und wieder mit Dan Carey produzierten zweiten Album von Wet Leg. Ob nun das knarzige, mit einem Hauch von Cyndi Lauper angereicherte „CPR“, das weiche und sehr geschmeidige „Davina McCall“ oder gar das festlich hymnische „U and me at Home“, auf dem Teasdale davon schwärmt, von der großen Liebe während einer der raren Tourpausen mit einem englischen Frühstück beglückt zu werden: Witzig, ironisch und bissig sind die Punkpoprocksongs von Wet Leg noch immer, aber jetzt gehen sie auch noch richtig ans Herz.

Sie haben immer noch Krallen

Doch sie übertreiben es mit der Liebe auch nicht. Die Band, die vor vier Jahren mit dem Indie-Hit „Chaise Longue“ auf sich aufmerksam gemacht hat und für das Debüt aus dem Jahr 2022 mit zwei Grammys und zwei Brit Awards dekoriert worden ist, kann immer noch die Krallen ausfahren. Davon zeugt das raubkatzige Albumcover, aber etwa auch ein Song, der von der Energie her an die frühen Hits von Franz Ferdinand erinnert. „Catch these Fists“ ist ein kräftiger wie schmerzhafter Tatzenhieb in Richtung jenes Idioten, der Teasdale beim einem Barbesuch im Anschluss an das Londoner Konzert von Chappell Roan unbedingt saudumm anquatschen musste. „Ich war noch so beseelt von Chappells positiver, verbindender Kraft, dass ich gar nicht gewusst habe, wie ich mit so einem Mist umgehen sollte“, erinnert sie sich. Teasdale hat den plumpdummen Anbaggerer dann einfach stehen gelassen – und ist tanzen gegangen.

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