Moor Mother: Analog Fluids of Sonic Black Holes
Von ihren Einflüssen aus HipHop und Punk sind nurmehr Ahnungen übrig, wenn Moor Mother Protestmusik als chaotisch ausfransenden Sound-Flickenteppich denkt.
„Like what the fuck does dystopia sound like“, hat Camae Ayewa alias Moor Mother kürzlich in einem Tweet gefragt. Eine mögliche Antwort liefert direkt „Repeater“, der Opener ihres dritten Albums „Analog Fluids of Sonic Black Holes“, auf dem sich die Musikerin, Aktivistin und bildende Künstlerin mit strukturellem Rassismus und dem gewalttätigen Erbe der Sklaverei auseinandersetzt: „I hope you get what you’ve been giving out“, skandiert Ayewa im Spoken-Word-Duktus, „I hope you choke on all the memories“ – dazu eine droneartig, ja: dystopisch anschwellende Wall of Sound, die kaum noch Unterscheidungen zulässt zwischen elektronischen und orchestralen Mitteln.
Auch die schmerzverzerrten Industrial-Noise-Dissonanzen von „Don’t die“ lassen im Anschluss keinen Zweifel daran, dass Moor Mother es ihren Hörer*innen den Albumthemen entsprechend möglichst unbequem machen will – von ihren Einflüsse aus HipHop und Punk sind nurmehr Ahnungen übrig, wenn sie Protestmusik als chaotisch ausfransenden Sound-Flickenteppich denkt, gewoben aus den Geräuschen von Angst, Wut und Repression. msb