Morcheeba: Im Rausch der Tiefe
Auch noch das zehnte Album wird bei Morcheeba akribisch vorbereitet: Sängerin Skye Edwards hat für „Blackest Blue“ sogar in der Badewanne trainiert.
Skye, kompensierst du die Stressphasen mit Morcheeba, indem du regelmäßig Yoga machst?
Skye Edwards: Du meinst, weil einer der neuen Songs „Namaste“ heißt? Der Text ist von einem guten Freund inspiriert, der in Thailand lebt und eine Yogaschule betreibt. Es ist ein Song darüber, wie wichtig Freundschaften, wie wichtig auch die Verbindungen zu unseren Partner*innen sind. Yoga selbst ist nicht so mein Ding. Ich gehe lieber spazieren.
Egal wo?
Edwards: Am liebsten in den Wiesen und Wäldern um unser Dorf herum. Mein Mann, unsere Kinder und ich, wir leben seit Ewigkeiten in Surrey auf dem Land, doch erst im letzten Jahr haben wir so richtig ausgekundschaftet, wo wir hier überhaupt sind und wie schön die Landschaft doch ist. Das lief so nach dem Motto: Was passiert wohl, wenn wir heute mal hier nach links gehen? Ich glaube, ich war noch nie so viel draußen an der frischen Luft wie in den vergangenen Monaten.
Du sagst, das Lied „Sounds of Blue“ sei vom Freitauchen inspiriert worden. Wo warst du denn?
Edwards: Auch in Thailand. Ich bin ohne Flasche getaucht. An einem Seil, das an einer Boje befestigt war, habe ich mich auf 17 Meter runtergezogen. Dieses Abenteuer hat mein Verhältnis zum Meer komplett geändert. Seit ich als Kind in den 70ern „Der weiße Hai“ gesehen habe, war ich immer ein bisschen ängstlich. Neulich haben wir uns den Film nochmal angeschaut, zusammen mit meiner sechsjährigen Tochter. Sie war nicht besonders beeindruckt, muss man sagen. Sie hat gleich erkannt, dass der Hai im Film nicht echt ist. Die Kids gucken heutzutage einfach zu viel „Godzilla“ und dieses ganze computergenerierte Zeug.
Wie lange musstest du die Luft anhalten?
Edwards: Zweieinhalb Minuten. Der Trick ist, dass du so viel Luft wie möglich in deine Lungen einsaugst und dich dann unter Wasser entspannst. Man kann die Luft länger anhalten als man glaubt. Ich hatte das vorher in der Badewanne trainiert, aber die Bedingungen im Meer waren nochmal komplett anders, weil mein Herz durch die Bewegung gerast ist und ich viel mehr Sauerstoff verbraucht habe.
Morcheeba existiert seit 25 Jahren. Wie viel Sauerstoff braucht man, um so lange durchzuhalten?
Edwards: Eine Menge. Aber mit dem Vorteil, dass man zwischendrin Luft schnappen kann. Wir haben alles erlebt, ich war zwei Alben lang mal nicht in der Band, habe insgesamt vier Soloalben aufgenommen und bin künstlerisch mit den Jahren gewachsen. Musikalisch und lyrisch fühlt sich „Blackest Blue“ für mich besonders an.
Ihr wart lange ein Trio, doch 2014 hat Paul Godfrey die Band im Unfrieden verlassen. Nun besteht Morcheeba aus seinem Bruder Ross und dir. Was hat sich dadurch verändert?
Edwards: Wir haben die gesamte Verantwortung auf unseren Schultern verteilt. Früher hat etwa Paul die Songtexte geschrieben. Jetzt übernehme ich das. Mein Selbstvertrauen ist deutlich gewachsen.
Im Video zu „The Moon“ trägst du eine Art Wolfsmaske. Hat deine Tochter wenigstens Angst vor Wölfen?
Edwards: Ach, null. Sie hat sich die Maske geschnappt und läuft jetzt dauernd damit durch die Gegend. (lacht)