Motorsheep
Ein Fall wie aus dem Lehrbuch: jahrelanges Erspielen von Erfahrung unter harten Umständen, und dann die Entdeckung ausgerechnet in einem Talentwettbewerb – „original wie Pechmarie zu Glücksmarie“, wie Sängerin und Songwriterin Birgit Fischer sagt. Motorsheeps erstes Album „Come to play forever“ (Motor) ist elektronische, groovende Rockmusik; vielschichtige Songs zwischen lieblich und heftig. Nach zwölf jahren hat Birgit Fischer ihre Traumband gefunden – na denn mal los!
KULTUR!NEWS: Birgit, die Ablehnung, eingeordnet zu werden, und sei es auch nur im weiten Feld Rock – ist das ein Nachhall Deiner Rebellenphase?
Birgit Fischer: Die ging los mit neun und hat noch nicht aufgehört! Jetzt bin ich 30 und stelle fest, daß ich ganz, ganz viel Bitterkeit angesammelt habe. Deutschland tritt seine Künstler wirklich mit Füßen, du mußt dich immer noch dafür entschuldigen, daß du deutsch bist. Dann sagt man mir: ‚Hey, euer Album klingt aber gar nicht deutsch‘ als Zeichen von Qualität. Es ist höchste Zeit für ein Umdenken. Meinen Beitrag sehe ich darin, große Musik zu machen, die schön ist und die stark ist, faszinierend ist und auch noch eine gesellschaftliche Vision ist.
K!N: Und das ließ sich früher nie verwirklichen?
Fischer: Ich habe immer mit Künstlern aus einem politisch korrekten Umfeld Musik gemacht: Trash, Punk, Indie, Elektroavantgarde, wirklich alles mögliche und habe wacker versucht, mit den Leuten am selben Stang zu ziehen, aber irgendwann festgestellt, das paßt nicht zu mir. Es gibt zuwenig Musiker mit einer glasklar professionellen Haltung. Viel zu wenige gehen ins Risiko.
K!N: Wie kommt‘s, daß ihr auf opulenten, effektgesättigten Liveshows besteht?
Fischer: Wenn du auf einem Konzert so ein paar Jungs in T-Shirts auf der Bühne siehst, mit hängenden Haaren, die nach unten gucken – das sind für mich Bands im Trainingsstadium. Einfach nur ein Konzert wäre langweilig, ich möchte, daß die Leute verzaubert sind. Zum ersten Mal bin ich zufrieden mit der Liveshow. An sich will ich natürlich noch ganz woanders hin, mein Traum ist es, einmal vor Pink Floyd zu spielen – aber für den Moment ist es OK.
Interview: Rolf von der Reith