Depression im Klassenzimmer mit Joseph Gordon-Levitt
Joseph Gordon-Levitt schrieb das Buch, führte Regie und spielt die Hauptrolle: „Mr. Corman“ zeigt die Midlife-Crisis eines Mittdreißigers.
Josh Corman ist Lehrer und unterrichtet eine fünfte Klasse. Früher hat er mal Musik gemacht, doch erfolgreich war er nicht. Seit Josh nicht mehr mit seiner Verlobten Megan zusammenlebt, wohnt er in einer WG mit Victor, seinem Schulfreund. Josh, der gleichnamige Held der Serie „Mr. Corman“ auf Apple TV+, ist ein typischer Mittdreißiger, der nicht erwachsen wird. Panikattacken, Erektionsstörungen und das beklemmende Gefühl, dem Leben absolut keinen Sinn abzuringen, bestimmen Joshs Leben. Bezeichnend die Metapher: Häufig sieht man einen aus dem All kommenden Meteor in die Erdatmosphäre eintauchen und auf den Helden zurasen, der das aber nicht mitbekommt.
Hollywoodstar Joseph Gordon-Levitt spielt die Hauptrolle in der Serie Mr. Corman, die am 6. 8. auf Apple TV+ startet. Gorden-Levitt („Inception“, „Snowden“) hatte die Idee zum Zehnteiler und führte auch Regie. Mit „Mr. Corman“ ist er nach dem 1990er-Jahre-Serienhit „Hinterm Mond gleich links“ erstmals wieder in einer Produktion für den heimischen Bildschirm zu sehen.
„Mr. Corman“ zeigt einen Menschen, der ständig Hilfe sucht und fast nie welche annehmen kann – er weiß schlicht alles besser. Und das, obwohl Joshs Leben alles andere als glücklich ist. Wenn Josh den Notdienst anruft, widerspricht er der Person, die seine Personalien aufnimmt. Wenn er bei einem One-Night-Stand keinen hochkriegt, sucht er Streit im Gespräch mit der Frau, die überaus zärtlich zu ihm ist.
Die Musik der Serie – Kompositionen des Helden – ist in ihrer Modulation so schräg wie der Held selbst. Oft verlaufen die Filmblenden im Rhythmus dieser Musik, und die lineare Handlung wechselt hin zu einem fast schon abstrakten Videoclip, ehe alles für wenige Sekunden in einer schnellen Animation endet. Dass „Mr. Corman“ trotz des Plots absolut kein Befindlichkeitskitsch ist, liegt neben den oft harten Dialogen an der distanzierten Inszenierung von Einsamkeit im Bild. Häufig sieht man Josh alleine die Straße langlaufen, noch häufiger mit dem Auto fahren. Die Kamera lässt sich Zeit bei der Beobachtung, und Joshs in sich gekehrter Blick ersetzt jegliche Handlung. jw