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Mr. Ed Jumps The Gun: Interview

Mr. Ed aus Berlin pflegen auf ihrer CD „Face Now“ einen kruden Mix aus Stilen und Zitaten: von der Popikone Marc Bolan bis zu Epigonen wie Ricky Shane. Ein Gespräch mit Sänger MC Olly Goolightley über Gratwanderungen und Peinlichkeiten.

KULTUR!NEWS: Olly, ist HipHop der Steinbruch für eure Crossover-Spielereien?

Olly Goolightley: Du meinst, daß wir rausbröckeln, was gerade so brauchbar ist? Vielleicht! HipHop ist aber nicht so, wie alle denken. Es gibt die Glaubwürdigen und die weniger Glaubwürdigen.

K!N: War das eine Idee der Plattenfirma?

Goolightley: Nein! Wir haben da mal in Franken gespielt. Beim ersten Auftritt dort klebten wir die Plakate noch selbst. Auf denen stand dann: Old School HipHop aus Berlin.

K!N: Und die haben das geglaubt?

Goolightley: Zugegeben, viele haben sich beschwert. Aber alles ging nochmal gut, und deswegen sind wir dort bekannt und fahren seitdem gerne hin.

K!N: Also doch Steinbruch. Euer Presseinfo vermerkt, daß das „bühnenstrapazierte Crossover-T-Shirt gegen ein farbenfrohes, modernes Karaokehemd zu tauschen“ sei. Wer tut euch solche Texte an?

Goolightley: Unser Schlagzeuger schreibt das. Und die sind ja bekanntlich …

K!N: … Analphabeten?

Goolightley: Irgenwie anders halt. Der verfaßt auch sonst unsere Texte.

K!N: Crossover ist der schwammigste Begriff überhaupt.

Goolightley: Das bezeichnet aber nur vermischte Stile und wurde schon oft totgesagt. Aber siehe Guano Apes – fette Klampfen und brachialer Gesang: Erfolg!

K!N: Die Guano Apes produzieren abgestandenen Indie-Sound, statt den Mainstream gleich zu akzeptieren. Wäre ja keine Schande.

Goolightley: Ich habe dazu keine Meinung. Schlecht ist es allerdings nicht, vor vielen Leuten zu spielen.

K!N: Früher gab‘s euch an der holländischen Grenze. Warum jetzt Berlin?

Goolightley: Wir kommen aus Nordhorn, schöner Landstrich, und die holländischen Discos waren nicht weit. Da sind wir damals immer hingefahren. Außerdem spielten die Radiosender jenseits der Grenze gute Musik.

K!N: Eure Songs heißen etwa „Ricky Shane“, der Name eines Disco-Sängers aus den 70er Jahren. Eine Verbeugung?

Goolightley: Ricky Shane kenne ich noch aus der Disco 76, mit Afro und Halstuch. „Mamy Blue“ lief damals rauf und runter. Heute tritt der in Talkshows im Regionalfernsehen auf. Aber das werfen wir ihm nicht vor.

Interview: Thomas Schönberger

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