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Streaming statt Kino

Filmszene aus Mulan: Die Kriegerin Mulan steht mit ihrem Schwert vor einer Berglandschaft.
(Foto: The Walt Disney Company)

In den USA wird „Mulan“ nicht in den Kinos starten. Stattdessen bietet Disney die Realverfilmung des chinesischen Märchens direkt auf seiner Streamingplattform an – gegen eine teure Gebühr.

„Mulan“ sollte eines der großen Kino-Highlights in diesem Jahr werden. Doch aus dem ursprünglich geplanten Kinostart im Frühjahr wurde nichts: Corona kam, und die Kinoleinwände blieben leer. Nachdem Disney den Start der Live-Action-Version des berühmten chinesischen Märchens mehrfach verschoben hatte, steht nun fest: Zumindest in den USA wird „Mulan“ gar nicht mehr im Kino laufen. Stattdessen soll der Film direkt bei Disney+, dem hauseigenen Streaming-Dienst des Medienunternehmens, angeboten werden.

„Mulan“ erscheint zu einem Premium-Preis bei Disney+

Bereits ab dem 4. September soll der Film Nutzer*innen der Streamingplattform zur Verfügung stehen. Zusätzlich zu ihrem monatlichen Abonnement sollen die Nutzer*innen jedoch ordentlich draufzahlen, um den Blockbuster in den eigenen vier Wänden zu sehen. Um den Film für einen festgelegten Zeitraum auszuleihen, wird eine Gebühr in Höhe von 29,99 Dollar fällig. In anderen Ländern könnten die Preise leicht abweichen.

Das Geschäftsmodell, das sich hinter dem Angebot verbirgt, ist nicht neu: Nachdem der Kinostart coronabedingt flachfiel, veröffentlichte Universal seine für April geplante „Trolls World Tour“ ebenfalls als Premium-VOD im Internet. Mit „Mulan“ setzt Disney jedoch noch mal einen drauf: Im Vergleich mit dem animierten Kinderfilm kostet Disneys Blockbuster stolze zehn Dollar mehr.

Erprobt Disney ein neues Geschäftsmodell?

Disneys CEO Bob Chapek dementiert jedoch, dass es bei der Streaming-Veröffentlichung des Films darum ginge, neue Geschäftsmodelle zu erproben. Dennoch wolle man genau beobachten, wie sich die Abonnements entwickeln und wie oft der Film als Premium-VOD ausgeliehen wird. Es lässt sich daraus schließen, dass das Projekt je nach Erfolg auch anderen Produktionsfirmen als Blaupause für ihre Veröffentlichungen dienen könnte.

Wie der Hollywood Reporter berichtet, soll „Mulan“ außerhalb der USA auch in Kanada, Neuseeland, Australien und vielen westeuropäischen Ländern angeboten werden. In Ländern, in denen die Kinos bereits geöffnet seien, soll es den Film aber weiterhin auch auf der großen Leinwand zu sehen geben. Wie und wann der Film in Deutschland veröffentlicht wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Schlechte Nachrichten für Kinobetreiber*innen

Unabhängig davon, ob der Film es hierzulande und in anderen Ländern in die Lichtspielhäuser schafft, setzt Disney mit seiner Entscheidung jedoch ein deutliches Zeichen gegen das Kino. Denn auch wenn die Kinos in Deutschland wieder öffnen dürfen, fehlt es vielen Häusern an Publikumsmagneten, die auch wirklich Menschen ins Kino ziehen und damit das fehlende Einkommen der Corona-Zeit zumindest ein Stück weit ausgleichen können.

Dass Disney sich mit der digitalen Veröffentlichung von „Mulan“ klar auf der Seite des Streamings positioniert, dürfte vielen Kinobetreiber*innen zusätzlich schlechte Laune bereiten. Denn auch der Konkurrenzkampf mit Netflix, Amazon Prime und Co. hat im vergangenen Jahrzehnt zu heftigen Einbußen geführt.

Die Entscheidung des Unterhaltungsriesen ist aber auch auf eine Krise in den eigenen Reihen zurückzuführen. Denn auch, wenn Disney+ mit mittlerweile über 60 Millionen Abonnent*innen weiter wächst, hat der Konzern in diesem Jahr mit deftigen Einbußen zu kämpfen: In den drei Monaten bis Ende Juni fiel ein Verlust von 4,7 Milliarden Dollar an.

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