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Natalie Imbruglia: Die Kinder der 90er

Portraitfoto Natalie Imbruglia
(Foto: Simon Procter)

Fast 25 Jahre nach ihrem Überhit „Torn“ kehrt Natalie Imbruglia endlich mit einem neuen Album zurück. Doch das ist nicht der spektakulärste Neuanfang der in England lebenden Australierin.

Natalie Imbruglia, die 90er feiern im Pop gerade ein massives Comeback. Gut für dich?

Natalie Imbruglia: Ich finde das fantastisch. Die 90er waren eine Superzeit für die Popmusik, und viele Songs von damals kann ich heute noch auswendig.

Auch deine Single „Torn“ aus dem Jahr 1997 gehört in diesen Kanon der unvergesslichen Hits. Wie stehst du dem Song heute gegenüber?

Imbruglia: Mit den wärmsten Gefühlen und Erinnerungen. „Torn“ läuft nach wie vor oft im Radio. Wenn ich im Auto sitze, drehe ich lauter und muss immer lächeln.

Lorde hat neulich gesagt, deine Musik sei für ihr neues Album „Solar Power“ eine wichtige Inspiration gewesen.

Imbruglia: Ich weiß, und das finde ich extrem schmeichelhaft. Lorde ist ein Genie. Es motiviert mich, wenn ich mit ihrer Musik assoziiert werde und von jungen Künstler:innen, die heute prägend sind, so viel Respekt bekomme.

Bist du deinem bekannten Stil, der von starken Melodien, akustischer Gitarre, ein wenig Elektronik und sehr starken Folk-Einflüssen geprägt ist, auf „Firebird“ bewusst treu geblieben?

Imbruglia: Ich liebe es, durch die Genres zu hüpfen und dabei doch wiedererkennbar zu bleiben. Manche Songs gehen stärker in Richtung Country, andere tendieren eher zu Dance oder Rock, aber entscheidend ist, dass die Songs organisch, harmonisch und schön klingen.

Du hast vor „Firebird“ zwölf Jahre lang kein Album mit eigenen Liedern mehr gemacht. Was war der Grund?

Imbruglia: Ich habe für eine lange Zeit unter einer hartnäckigen Schreibblockade gelitten. Nach meiner Scheidung ist auch noch mein letztes Album nicht so gut beim Publikum angekommen, und die damalige Plattenfirma hat mich fallengelassen. Ich habe mich ziemlich verloren und niedergeschlagen gefühlt und hatte einfach kein Vertrauen mehr in meine Arbeit. Diese Furcht zu überwinden und als Mensch daran zu wachsen, war immens wichtig für mich.

Wie hast du das geschafft?

Imbruglia: Vor allem durch Disziplin. Ich bin zum Songschreiben nach Nashville gegangen, wo absolute Vollprofis arbeiten. Jeden Morgen bin ich angetreten und habe es einfach probiert. Nach einer Weile hatte ich dann endlich wieder richtig Freude an dem, was ich mache.

Du bist vor zwei Jahren Mutter geworden und ziehst deinen Sohn Max ohne Vater auf. Handelt der Song „Nothing missing“ von deiner Entscheidung, auch ohne eine Beziehung ein Kind zu bekommen?

Imbruglia: Seit meiner Scheidung, die schon 13 Jahre zurückliegt, bin ich daran gescheitert, eine dauerhafte Beziehung zu führen. Irgendwann habe ich festgestellt, dass mir ohne Partner nichts fehlt. Das war eine große Erleichterung. Ich hätte die Entscheidung für ein Kind nicht ohne diese Stärke und mein neues Selbstbewusstsein treffen können. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich überglücklich bin, diesen Mut gehabt zu haben. Es ist wunderschön, Mutter zu sein.

Käme dir ein Mann überhaupt noch ins Haus?

Imbruglia: (lacht) Ich bin der Liebe gegenüber definitiv offen und noch nicht zur Auster geworden. Eines Tages werde ich schon den Richtigen treffen.

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