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Neal Casal

Wo all die Songs herkommen, kann selbst ihr Urheber nicht logisch erklären. Und der US-Songwriter Neal Casal ist niemand, der sich strategischen Überlegungen hingibt, wann der beste Zeitpunkt wäre, ein Album zu veröffentlichen. Die Songs müssen raus! „Anytime Tomorrow“ (Glitterhouse) enthält ein gutes Dutzend persönlicher Betrachtungen zwischen Roots- und Prärie-Rock.

city.mag: Neal, handeln deine Songs immer nur von Neal Casal?

Neal Casal: Meine Songs kommen von einem persönlichen Standpunkt, und wenn, wie ich hoffe, meine Erfahrungen zu anderen sprechen, um so besser. Aber wie sich das ins große Ganze einfügt? Ich weiß es nicht. Warten wir zehn Jahre ab, dann können wir vieleicht sagen: Hey, das war wirklich das richtige Album für das neue Millennium. Aber ich denke nicht darüber nach.

city.mag: Erleben wir gerade eine gute Zeit für Popmusik?

Casal: Was im Moment in Amerika in den Charts ganz oben steht, ist ziemlich furchtbar. Sie werden von mittelmäßiger, abgekupferter Musik beherrscht – so sehr, dass die Zeit vor vier, fünf Jahren wie das Goldene Zeitalter wirkt. Damals haben wir uns natürlich auch beschwert …

city.mag: Dringt man nicht mehr durch, wenn man nicht laut genug ist?

Casal: Das mag sein. Es ist nicht meine Art zu schreien, um Gehör zu finden. So wichtig ist es mir nicht, von Millionen gehört zu werden. Ich habe meine eigene Ansichten, was ich als gute Musik empfinde. Ich schätze Qualität, Subtilität und Eleganz, und das weigere ich mich aufzugeben, nur um irgendeine Art von Massenakzeptanz zu erzielen.

city.mag: Aber mehr Hörer würdest du nicht prinzipiell ablehnen?

Casal: Natürlich nicht! Aber ich werde mich nicht anders anziehen oder mir einen anderen Haarschnitt zulegen, um das zu erreichen. Ich sehe es doch überall: Leute machen sich bis auf die Knochen lächerlich, weil sie Millionäre werden wollen. Bei manchen klappt’s ja auch, und wenn sie damit zufrieden sind – schön für sie! Ich würde es nur niemals machen. Um so schlimmer aber, wenn man sich zum Affen macht und trotzdem keinen Erfolg hat – das ist nun wirklich kein schöner Anblick.

Interview: Rolf von der Reith

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